Dunkle Wolken über Red Bull

von Redaktion

Wegen flexibler Heckflügel: Mercedes droht, gegen die Wertung des kommenden Rennens in Baku zu protestieren

VON RALF BACH

München – Besser konnte die Laune von Red-Bull-Chefberater Helmut Marko (78) auch zwei Tage danach nicht sein. Nach Max Verstappens Sieg beim Klassiker in Monte Carlo führt Red-Bull seit 2013 das erste Mal wieder die Wertung bei Fahrern und Konstrukteuren an. Trotzdem brauen sich dunkle Wolken über Red Bull zusammen.

Die Wolken kommen von Mercedes. Das Team von Weltmeister Lewis Hamilton droht damit, gegen die Wertung des kommenden Rennens in Baku zu protestieren, wenn Red Bull weiterhin seinen flexiblen Heckflügel einsetzen wird. Hintergrund: Die FIA hat für den 15. Juni schärfere Tests für das wichtige Fahrzeugteil angekündigt. Zum Grand Prix von Frankreich soll Red Bull dann einen Heckflügel präsentieren, der nicht mehr so wie bisher einknickt, um den Topspeed auf der Geraden zu erhöhen. Mercedes will das aber nicht akzeptieren, sondern fordert eine sofortige Änderung schon für das Rennen auf dem Stadtkurs in Baku, weil der die längste Gerade aller Formel-1-Rennstrecken hat.

Marko hat kein Verständnis dafür. Der Grazer betonte: „Wir ändern unseren Flügel, damit er wie gefordert zum von der FIA geforderten Zeitpunkt die neuen Tests besteht. Aber bis Baku geht das nicht. Das schaffen wir zeitlich nicht, weil wir das gesamte Heck anpassen müssen. Man kann nicht einfach nur einen neuen Flügel bauen.“

Was ihn nervt: „Es gehört in der Formel dazu, dass die Teams immer genau bei der Konkurrenz hinschauen, wenn sie was Besonderes am Auto haben. Das machten wir auch, als Mercedes im vergangenen Jahr mit dem innovativen DAS-System um die Ecke kam. Die FIA hat das System für nicht legal erklärt, trotzdem durften sie es noch bis zum letzten Rennen einsetzen. Das haben wir akzeptiert. Warum akzeptiert Mercedes jetzt nicht, dass das genauso mit unserem Heckflügel gemacht wird?“

Marko droht jetzt: „Wir erwarten, dass auch die Tests für die Frontflügel verschärft werden, das ist nur gerecht. Denn besonders der Frontspoiler von Toto Wolffs Team (Mercedes-Teamchef, die Red.) ist in diesem Bereich der größte Wackelkandidat. Da liegt auf jeden Fall auch Protestpotenzial.“

Allein: Dass Mercedes wirklich gegen das Ergebnis von Baku protestieren wird, glaubt der Doktor der Rechtswissenschaft nicht. „Mercedes müsste gegen acht Autos protestieren. Denn neben uns sind auch Ferrari, Alfa Romeo und Alpine betroffen. Wollen sie das wirklich tun und damit für einen großen Skandal sorgen? Ich meine nicht.“

Fest steht: Die Antwort gibt es erst nach dem Rennen in Baku übernächsten Sonntag.

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