Warum waren die Turniere im Fußball – WM, EM – eigentlich immer etwas Besonderes? Weil die Rückennummern die Außergewöhnlichkeit der dort vertretenen Mannschaften dokumentierten. Früher, da wurden die Spieler nach Positionen durchnummeriert, von 1 bis 11, der Gegner brauchte sich nicht groß bemühen, Taktik und Matchplan herauszufinden. Stand ja auf den Rückenpartien, was einer war: Vorstopper (4), Libero (5), Mittelstürmer (9), Linksaußen (11). Bei Turnieren jedoch kamen noch ganz andere Nummern ins Spiel: 12 bis 22. Gerd Müller tarnte sein Neuner-Leben im FB-Dress mit der 13. Ganz bunt trieben es die Niederländer bei der WM 1974: Ihr Stammtorwart Jongbloed lief mit der 8 auf. Warum? Die superfairen, basisdemokratischen Holländer gingen strikt nach Alphabet vor. Nur bei Johan Cruyff nicht, da waren sie dann doch monarchisch. Der König trug die 14. Weil er das wollte und die Nummer zu seinem Markenzeichen entwickelte.
Mit gewisser Spannung haben wir nun der Vergabe im deutschen EM-Lager 2021 entgegengeblickt. Besonders interessiert hat uns, wie man es mit Rückkehrer Thomas Müller hält. Der hatte sich bei seinem ersten Turnier 2010 die 13 gewählt. Weil der Ur-Müller, der Gerd, sie getragen hatte. Weil sie durch den Ausfall von Michael Ballack frei geworden war. Weil er keine Ansprüche stellte und es ihm wurscht war. Fortan war Thomas Müller in der Nationalmannschaft immer die 13. Nach seiner Aussortierung 2019 wurde die 13 anderweitig vergeben: an Lukas Klostermann. Zugegeben: Das hat uns massiv irritiert. Nach der Nominierung vorige Woche hofften wir, dass Thomas Müller sich sein altes Trikot wieder greift (und der Zeugwart die Buchstaben K-l-o-s-t-e-r-m-a-n-n entflockt).
Was aber geschieht? Klostermann wird die 13 entzogen, doch sie geht an Jonas Hofmann. Thomas Müller nimmt die 25. Wir können nun rätseln: Wollte er sich nicht breitbeinig wieder reindrängen in das Team und das mit der Wahl der Nummer ausdrücken? Oder ergreift er die einmalige Gelegenheit, dass der Kader für dieses Turnier 26 statt 23 Stellen hat und es sein Markenzeichen aus dem Verein, die 25, nun auch beim DFB gibt? Und schließlich: Trug er 2018 nicht schwer an der 13, die auch nicht gerade Glückszahl war bei seinen (torlosen) EM-Auftritten 2012 und 2016?
25 Müller – ein Neuanfang. Nächstes Jahr in Katar muss er zur 13 zurückkehren. Aber dann ist ja WM, und die kann er.
Guenter.Klein@ovb.net