München – Wenn Hansi Flick (56) am 1. Juli seinen Dienst als Bundestrainer offiziell antritt, befindet sich seine neue Mannschaft im Idealfall gerade mitten in der Vorbereitung auf das EM-Viertelfinale. Das Nationalteam wird die gesamte Turnierdauer über freilich noch von Joachim Löw betreut. Der frühere Bayern-Trainer wird also vom Schreibtisch aus in seinen neuen Job starten – und auch dort hat er sich einiges vorgenommen. „Ich freue mich auch, meine Vorstellungen und Ideen über die Nationalmannschaft hinaus in der Akademie und den weiteren Nationalmannschaften einzubringen“, kündigte Flick bereits an. Und es deutet sich an, was er damit meint.
Abbruch vom Umbruch: Noch-Bundestrainer Löw hatte sich nach dem WM-Desaster den Umbruch groß auf die Agenda geschrieben. Es dauerte nicht lange, bis er damalige Leistungsträger wie Thomas Müller, Mats Hummels und Jerome Boateng daraufhin aussortierte, um für die jüngere Generation Platz zu schaffen. Mittlerweile haben es Müller und Hummels wieder ins EM-Aufgebot der Nationalmannschaft geschafft, und unter Flick könnte sich dieses Vorgehen weiter fortsetzen. Es war auffällig, wie sehr der künftige DFB-Cheftrainer in letzter Zeit von alternden Nationalspielern wie Boateng oder auch Marco Reus geschwärmt hat. „Er ist für mich einer der besten Innenverteidiger Deutschlands. Ich habe wirklich gehofft, dass er zur Europameisterschaft mitkommt“, sagte Flick über Boateng. Zuvor lobte er bereits Reus: „Er ist einer, der den Unterschied macht im letzten Drittel….“
Trainerausbildung: Flick war bereits während seiner Zeit als DFB-Sportdirektor zwischen 2014 und 2017 eng mit den Modulen der DFB-Trainerausbildung vertraut. Schon damals waren ihm die künftigen Fußballlehrer Deutschlands ein großes Anliegen. Nun soll und will er seine Erfahrung aus seiner Bayern-Zeit aktiv miteinbringen und dabei helfen, die Lehrgänge noch praxisorientierter zu gestalten. Passend dazu erklärte DFB-Direktor Bierhoff: „Hansi wird sich als oberster sportlicher Kopf des Verbandes neben der sportlichen Leitung der A-Nationalmannschaft im Rahmen vieler weiterer Projekte und Initiativen unserer Direktionen, die alle Nationalmannschaften, die Trainerausbildung und die DFB-Akademie einschließen, einbringen.“
Nachwuchsprobleme: Löw half während seiner Zeit als Bundestrainer so vielen Spielern wie nie zuvor zum DFB-Debüt, wirklich großes Interesse zeigte er am deutschen Fußball-Nachwuchs aber nicht, sein voller Fokus galt der A-Nationalmannschaft. Zwar wird auch Flick seine Arbeit vor allem der Jagd nach Turnier-Titeln widmen, doch die verbandsinterne Jugendarbeit liegt ihm am Herzen. Er will helfen, das aktuelle Nachwuchsproblem zu lösen. Beim DFB hat er als künftiger Bundestrainer mehr Zeit, sich detailliert mit der Jugendthematik auseinanderzusetzen. Bei seinem neuen Job muss Flick nicht täglich Trainingseinheiten leiten, wie es noch in München der Fall war. Doch auch da deutete er entsprechende Qualitäten an. Zu seinen Bayern-Zeiten schenkte gerade er Talenten wie Alphonso Davies (20) oder Jamal Musiala (18) das Vertrauen und verhalf ihnen so zum Durchbruch.