Riga/München – Bundestrainer Toni Söderholm hatte noch nach dem 3:1 über Kanada jegliche Stellungnahmen zu möglichen Nachnominierungen aus der NHL abgelehnt – aus Respekt vor seinen in Riga versammelten Nationalspielern und den in den nordamerikanischen Playoffs beschäftigten deutschen Cracks. Nur einen halben Tag später wurde aber telefoniert und eine Entscheidung getroffen: Dominik Kahun verstärkt das deutsche WM-Team.
Er spielt wie Leon Draisaitl für die Edmonton Oilers, die trotz einer guten „regular season“ und bester Stanley-Cup-Vorsätze im Achtelfinale glatt in vier Spielen an den Winnipeg Jets scheiterten. Draisaitl steht der deutschen Nationalmannschaft aber in diesem Jahr nicht zur Verfügung, Kahun schon – warum?
„Bei Leon sind die Umstände anders und eine Abreise nicht sofort möglich“, erklärt Toni Söderholm. Draisaitl ist in Edmonton neben Connor McDavid der Superstar, von ihm wird nun erst einmal Betroffenheit über das Playoff-Aus erwartet. Es wäre nicht angesagt, sich sofort zu einem Turnier zu begeben, das eine für Kanadier geringere sportliche Wertigkeit hat. Außerdem müsste sein hochdotierter NHL-Vertrag erst versichert werden.
Bei Kahun ist es unkomplizierter. Der Draisaitl-Buddy wurde im dritten und vierten Playoff-Match nicht nominiert, seine Saison war mit neun Toren und sechs Vorlagen in 48 Spielen überschaubar erfolgreich. Gelegentlich, aber nicht immer durfte er neben Draisaitl stürmen. Die Oilers erteilten Kahun umgehend die Freigabe für die WM.
Für die Nationalmannschaft ist der Wert des 25-Jährigen unbestritten. Seine Klasse demonstrierte er bei Olympia 2018, auch bei allen nachfolgenden Weltmeisterschaften war er am Start. Den Sommer über trainierte er in München mit, verstärkte den EHC als Gastspieler beim MagentaSport Cup, war der beste Spieler des Pokalwettbewerbs.
Für den WM-Kader ist er eine Top-Ergänzung: Seine Stärken liegen im Überzahlspiel, auch Penaltyschießen hat er drauf. Schon am Mittwochmittag kam er in Riga an, begab sich um 13 Uhr in Hotelzimmerisolation. Nach drei Tagen und mit negativen PCR-Tests darf er mit dem Team trainieren, am Dienstag zum Ende der Vorrunde könnte Kahun bereits gegen Lettland aufs Eis gehen. gük