von Redaktion

Riga/München – Es könnte nun also doch hinauslaufen auf einen klassischen Showdown mit Lettland. Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft kennt das schon.

Von der WM 2017: Der Erfolg bei der Heim-Weltmeisterschaft in Köln im Mai stand auf der Kippe. Letztes Gruppenspiel gegen Lettland, Viertelfinale oder nichts. Deutschland lag 2:3 hinten, Felix Schütz traf 33 Sekunden vor der Schlusssirene zum 3:3, das Penaltyschießen gewannen die Deutschen, Freddy Tiffels verwandelte. 4:3, Veranstaltung gerettet.

Ebenfalls 2017: Olympia-Qualifikationsturnier in Riga im September. Vier Teams. Österreich und Japan sind kein Problem, im letzten Spiel treffen Lettland und Deutschland aufeinander, nur der Sieger darf nach Pyeongchang. Die Deutschen, die ihre komplette NHL-Garde dabei haben, führen 2:0, die Letten gleichen zum 2:2 aus. Tollhaus Arena Riga, 10 000 Zuschauer. Es verstummt, der einzige vernehmbare Schrei kommt von der deutschen TV-Reporterbank, als Tom Kühnhackl in der 55. Minute das 3:2 erzielt. Ohne diesen Treffer wäre die Tür zu Olympia und zum größten deutschen Eishockey-Erfolg der Neuzeit, der Silbermedaille, gar nicht erst aufgegangen.

Riga 2021: Freddy Tiffels, der Penalty-Held von 2017, ist dabei, ebenso Tom Kühnhackl, der Olympia-Wegbereiter. Und für Dienstag (19.15 Uhr/Sport1) steht als Hauptrundenabschluss der Gruppe B im Spielplan: Lettland – Deutschland. Und als wolle sie Einfluss nehmen auf den Ausgang dieser Partie, hat die lettische Regierung beschlossen: Ab dem 1. Juni WM mit Zuschauern. Dienstag ist der 1. Juni.

Die Deutschen können ihrerseits (Montag, 15.15 Uhr/Sport1) die USA bedrängen und auch an Kasachstan vorbeiziehen, doch ebenso aus den ersten vier Rängen rutschen – bei dieser WM geht es so eng zu, dass man auch scheitern kann, wenn man gut spielt. Wie am Samstag gegen Finnland. Dem Weltmeister bot die Mannschaft von Toni Söderholm die Stirn, das Chancenverhältnis lautete „nach unserer Statistik 15:16“, das ist knapp wie das Endergebnis: 1:2 nach Toren. Nur Verteidiger Korbinian Holzer traf (zum 1:1).

Obwohl in John Peterka, Andy Eder und Daniel Fischbuch drei frische Offensive ins Team kamen, konnte dem Nachlassen der Torproduktion nicht Einhalt geboten werden: 9 (Italien) – 5 (Norwegen) – 3 (Kanada) – 2 (Kasachstan) – 1 (Finnland), das ist die Kurve. „Die Gegner sind besser geworden“, erklärt Tobias Rieder, „und es war klar, dass wir gegen die Finnen keine zehn machen.“ Er räumt ein: „Es ist frustrierend, dass wir mit leeren Händen dastehen. Jeder Punkt zählt.“

Und: „Jeder Schuss aufs Tor ist ein guter Schuss“, philosophiert Korbinian Holzer. Abwehrkollege Moritz Seider sagt in Eishockey-Fachsprache: „Wir müssen einen Weg finden, mehr ,Net presence’ zu haben“, also Wirbel vor dem gegnerischen Tor zu veranstalten. Er verspricht: „Es gibt kein Nachlassen. Wir wissen, dass wir mehr im Tank haben, wollen zwei Siege holen und uns eine gute Ausgangsposition fürs Viertelfinale schaffen.“

Dominik Kahun, aus der NHL nachgereist, wird nach Durchlaufen der Quarantäne wohl schon heute einsatzbereit sein, womöglich auch Toptalent Lukas Reichel. Der Berliner kann, nachdem er einen Check gegen den Kopf abbekam, wieder trainieren.

Wenn’s sein muss, für ein Endspiel mit Lettland. Mal wieder. GÜNTER KLEIN

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