Paris – Alexander Zverev gab Oscar Otte einen anerkennenden Klaps und atmete dann tief durch. Nur mit größter Mühe hat Deutschlands Nummer eins zum Auftakt der French Open eine Blamage gegen den Kölner Außenseiter abgewendet.
Der klare Favorit schlug den 27 Jahre alten Nobody auf der Grand-Slam-Bühne mit 3:6, 3:6, 6:2, 6:2, 6:0 und zog in die zweite Runde der French Open ein. Der größte Hoffnungsträger der deutschen Männer kann weiter von seinem ersten Majorsieg träumen, Angelique Kerber musste dagegen schon wieder ihre Sachen packen.
„Ich wusste nicht, was ich zu erwarten hatte. Er hat mir keinen Rhythmus gegeben und hat unglaublich gespielt“, sagte Zverev: „Am Ende war er vielleicht etwas müder als ich. Ich bin wirklich froh, dass ich jetzt zwei Tage Pause habe.“
Kerber (33, Kiel) hatte sich nach einer unterirdischen Vorstellung und einer 2:6, 4:6-Pleite gegen Qualifikantin Angelina Kalinina zum dritten Mal in Folge schon nach der ersten Runde aus Paris verabschiedet. Auch Yannick Hanfmann scheiterte mit 1:6, 3:6, 6:4, 2:6 am Schweizer Henri Laaksonen.
Zverev hatte von Beginn an größte Probleme mit dem frech und intelligent spielenden Otte. „Als Nummer sechs der Welt muss ich der dominierende Spieler sein“, sagte Boris Becker am Eurosport-Mikrofon: „Heute merkt man den Unterschied in der Weltrangliste nicht.“ Entsprechend lang musste Zverev schuften, gewann aber schließlich auch sein siebtes Match über die volle Distanz in Paris und trifft nun auf den russischen Qualifikanten Roman Safiullin.
Schwer getroffen war Kerber, die ohne Druck aufspielen wollte, aber völlig verkrampfte. Im Gegensatz zu Naomi Osaka, der die Veranstalter wegen ihres Presse-Boykotts am Sonntag sogar mit der Disqualifikation drohten, stellte sie sich aber den kritischen Fragen der Journalisten – dabei fiel ihr der Gang sichtlich schwer.
„Es ist für mich nicht einfach, jetzt hier zu sitzen“, sagte Kerber: „Aber es gehört dazu.“ Ihr Fazit: „Es war mal wieder kein guter Tag in Paris für mich. Ich nehme es jetzt so hin und versuche mich von der Niederlage nicht verrückt machen zu lassen.“ Abhaken, nach vorne blicken, war ihr Credo, sie werde sich jetzt gewissenhaft auf die Rasensaison vorbereiten, die für sie ohnehin die größte Bedeutung habe: „Das sind Berlin, Bad Homburg und dann auf jeden Fall Wimbledon. Das ist mein Ziel für dieses Jahr.“
Kerber und die French Open in Paris – das ist keine Liebesbeziehung. Das war gegen die Ukrainerin Kalinina schnell zu spüren. „Da war wieder diese Handbremse drin, diese eigene Anspannung, die sie nicht locker sein lässt“, sagte Bundestrainerin Barbara Rittner bei Eurosport: „Eine verdiente Niederlage leider Gottes, ein schnelles Tschüss. Jetzt geht es darum, es zu verarbeiten.“
Beendet sich die French Open auch für Dominic Thiem. „Es ist einfach nicht gut genug. Und ja, es ist eine sehr schwierige Situation“, sagte der US-Open-Champion nachdem er überraschend an seiner Auftakthürde gescheitert war, dem spanischen Routinier Pablo Andujar. In einem umkämpften Match über 4:28 Stunden verlor Thiem 6:4, 7:5, 3:6, 4:6, 4:6.
Weiter auf den Sprung in die zweite Runde hoffen noch Jan-Lennard Struff, Dominik Koepfer, Routinier Philipp Kohlschreiber und Maximilian Marterer. Bei den Damen sind noch Laura Siegemund und Andrea Petkovic im Rennen. sid