Ohne Bedenken ins „Best of One“

von Redaktion

Nach 0:2 gegen USA: Deutsches Eishockey-Team muss Lettland heute bezwingen

VON GÜNTER KLEIN

Riga/München – Zahlen lügen nicht. 33:15 ging es aus, für Deutschland. Nach Schüssen aufs Tor. Zeichen einer starken Leistung, wenn man ein Team mit vielen NHL-Profis wie das US-amerikanische in dessen Drittel unter Feuer setzt. „Ein richtig gutes Eishockeyspiel, einer der besten, das wir gemacht haben“, sagte Kapitän Moritz Müller. Allerdings führt die Statistik noch diese eine wichtigere Kategorie: Tore. Die Deutschen erzielten keines, die USA zwei.

0:2, das heißt: Während die Amerikaner den Viertelfinal-Einzug fix gemacht haben, stehen die Deutschen vor einem Endspiel ums Weiterkommen. Mehr Dramatik geht nicht: Heute (19.15 Uhr/Sport1) treffen sie auf Lettland, den WM-Gastgeber, der erstmals im Turnier Zuschauer in die Arena lassen darf. Mit einem Sieg, egal wie, auch nach Verlängerung/ Penaltyschießen, ist man auf der sicheren Seite. In einem unwahrscheinlichen Fall (Kanada verliert in der Overtime gegen Finnland, hat dann 10 Zähler wie Kasachstan) würde Deutschland ein Punkt genügen. Darauf verlassen sollte man sich nicht.

Drei WM-Siegen folgten drei Niederlagen, jeweils knapp, im Grunde war auch gegen die USA ein Tor entscheidend, das zweite fiel erst in der letzten Minute, als Bundestrainer Toni Söderholm Torwart Felix Brückmann fürs Schlussanrennen vom Eis genommen hatte. Wenn man so will, geht es heute in den letzten Akt einer Best-of-Seven-Serie, doch Söderholm sagt: „Für mich ist es Best of One.“ Wir oder die.

Der Coach und die Spieler wehrten sich dagegen, Verlustgefühle die Oberhand gewinnen zu lassen. „Auch wenn es schmerzhaft ist: Wir können Selbstvertrauen aus diesem Spiel mitnehmen“, glaubt Söderholm. Er wird keine taktischen Veränderungen vornehmen, seine Anweisung wird lauten: „Einen Tick mehr Aggressivität vor dem gegnerischen Tor.“ Moritz Müller richtet seine Wahrnehmung der Tage in Riga darauf aus, „dass wir uns eine Ausgangsposition geschaffen haben, alles in der Hand zu haben. Es ist eine gute WM für uns – und wir krönen sie.“ Nico Krämmer nimmt sich vor, das formidable USA-Spiel gegen Lettland einfach fortzusetzen: „Dann habe ich keine Bedenken, dass es nicht klappt.“

Söderholm hatte ja schon Lettland im Kopf, als er sein Team für das Match gegen die USA baute. Stammtorwart Mathias Niederberger hatte frei, für ihn spielte der Mannheimer Felix Brückmann. Lukas Reichel war nach Pause wegen eines Checks gegen seinen Kopf wieder dabei, quirlig und bereitete im Fliegen eine der Top-Chancen der Partie für Nebenmann Leo Pföderl vorbei – der Puck hoppelte Zentimeter am Tor vorbei. Dominik Kahun erhielt am Mittag nach Aufhebung seiner Quarantäne das Go des Weltverbandes, in der 59. Minute hatte er einen Pfostenschuss. Söderholm: „Dominik ist mit sehr viel Energie und schnellen Beinen reingekommen.“ Doch auch Kahun konnte Goalie Cal Petersen von den Los Angeles Kings nicht bezwingen. Die TV-Regie schnitt Petersens besten Paraden zusammen – ein Helden-Clip. Felix Brückmann hielt auch stark, beim 0:1 (39.) sprang der Puck halt vor die Kelle von Jason Robertson. Die USA hatten Überzahl. Und unverschämtes Scheibenglück.

Nun also ein wichtiges letztes Spiel, was nach drei Siegen vom Start nicht mehr in der Planung stand. Es ist alles offen; dass Publikum die Atmosphäre in der bisher leeren Halle verändern wird, muss kein Nachteil für Deutschland, das Auswärtsteam, sein. Söderholm: „Die Jungs haben lange ohne Zuschauer gespielt, sie freuen sich. Auch wenn die Zuschauer vom Mond landen.“

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