Madrid – So funkelnd die Vitrinen von Real Madrid daherkommen, so trist fallen die Abschiede bei Spaniens Vorzeigeverein aus. Jüngstes Beispiel: Zinédine Zidane, der in elf Jahren als Spieler und Trainer viermal für Real den Henkelpott holte, die Madrider nach einer titellosen Saison nun aber durch die Hintertür verlassen hat. Oder verlassen musste, wenn man seinem im Sportblatt AS veröffentlichten Abschiedsbrief Glauben schenkt.
Worte, die weitere Real-Ikonen wie Iker Casillas oder Raúl, die Real unter der Regentschaft von Präsident Florentino Pérez ebenfalls abschob, nur zu gut verstehen dürften. „Ich gehe, weil der Club mir nicht mehr das Vertrauen gibt, das ich benötige“, schreibt Zidane, vier Tage nachdem der Verein via Pressemitteilung verlauten ließ, dass „Zidane sich entschieden hat, seine gegenwärtige Zeit als Trainer unseres Vereins zu beenden“ und man seine Entscheidung aus „Dankbarkeit“ respektiert.
Nun liefert der Franzose also die passende Gegendarstellung. Zidane: „Ich will, dass respektiert wird, was wir zusammen geleistet haben. Mir hätte es gefallen, wenn meine Beziehung zum Club und Präsidenten in den letzten Monaten eine etwas andere gewesen wäre als bei anderen Trainern.“ Rumms.
Titel seien das A und O bei Real, schreibt Zidane und klagt: „Aber noch darüber befinden sich die Menschen, die Emotionen, das Leben – und ich habe das Gefühl, dass diese Dinge nicht geschätzt wurden und nicht verstanden wurde, dass auch damit die Dynamik bei einem großen Klub beibehalten wird.“ Zidane spricht von über die Presse gesteuertem Druck, wonach er „bei der nächsten Pleite“ die Koffer packen müsse. „Gott sei Dank hatte ich aber wunderbare Jungs, die bis zum Tod hinter mir standen“, bedankt sich Zidane bei seinen Spielern, die „bis zum Tod hinter mir standen“ und ihn mit Siegen gerettet hätten, „als es hässlich wurde“.
Und nun? Will Zidane weiter als Trainer arbeiten, wie er klarstellt. Als Nachfolger werden Mauricio Pochettino (Paris) und Raúl gehandelt. Reals Stürmerlegende hat als Jugend- und Amateurtrainer den Weg zurück zu seinem Verein gefunden. Dass dieser aber schnell auch wieder zur Hintertür führen kann, weiß er nur zu gut. lop