München – Die Blumen des Chefs waren DJ Seeley dann doch eher ein bisschen unangenehm. Der Guard der Basketballer des FC Bayern lächelte fast ein bisschen verschämt. „Ich kann das nicht so ernst nehmen“, sagte er. Zum „besten Offensivspieler der Bundesliga“ hatte Münchens Geschäftführer Marko Pesic Seeley gerade erklärt.
Klar, was in diesen Augenblicken wirklich zählte, war war der 82:72-Erfolg, mit dem die Bayern die Zügel in der Halbfinalserie gegen die Riesen Ludwigsburg wieder in die eigenen Hände genommen hatten. Man ist wieder voll im Plan, ein 1:1 in der Serie nach dem Modus „best of 5“ ist eine gute Ausgangsposition vor den nun folgenden Duellen in eigener Halle am Mittwoch und am Freitag (20.30 Uhr).
Doch dass man sie hat, hat schon wieder einmal eine ganze Menge mit DJ Seeley zu tun. 22 Punkte brachte der 31-Jährige mit dem dekorativen Vollbart auf die Anzeigetafel, arbeitete hinten verbissen in der Defensive mit. „Ganz gut“, fand der bescheidene Kalifornier das selbst.
Dabei hat gerade er doch alle Erwartungen gesprengt, seit die Bayern ihn Anfang Dezember gemeinsam mit Abwehr-Veteran James Gist an Bord holten. Gist zu verpflichten, so sagte Sportchef Daniele Baiesi kürzlich, war ein „no-brainer“. Ein Deal, über den man nicht nachdenken muss. Und Seeley? „An occasion“, wie der Italiener sagte. Man griff zu, weil er in diesem Moment zu haben war und weil er besser zu den Ideen von Trainer Andrea Trichieri zu passen schien als der abgewanderte TJ Bray. Und weil der Trainer ihn wollte.
Vom ersten Tag weg fügte sich Seeley perfekt ins Münchner Spiel. „Ich bin sicher ein flexibler Spieler, aber ich denke, da hilft mir die Erfahrung“, sagte er. Die Erfahrung aus einer Karriere, in der es ihn Jahr für Jahr an einen anderen Ort verschlagen hat. Istanbul, Gran Canaria, Tel Aviv, Vilnius, Saragossa waren die Stationen. Weil es ihm gefiel – erst jetzt wird der Wunschstärker, seßhaft zu werden. Aber auch weil sich das wirkliche sportliche Glück halt auch nicht einstellen wollte.„Er hat sich irgendwo im Grenzbereich zwischen Euroleague und Eurocup bewegt“, sagte Baiesi.
Nur 2016/17 schien alles anders zu werden als Ex-Euroleague-Champion Maccabi Tel Aviv ihn anheuerte. „Bei mir selbst ist es eigentlich gar nicht so schlecht gelaufen“, sagte Seeley, „aber für den Verein war es ein extrem schlechtes Jahr“. In der neuen Euroleague wurde Israels Rekordchampion Drittletzter, in der heimischen Meisterschaft Vierter.
26 Euroleague-Spiele sprangen heraus. Und doch fand sich Dennis Jerome Seeley, den nur abgesehen von seiner Mutter alle nur „DJ“ nennen, in München nun, vier Jahre später so ein, als hätte er sich nie auf einem anderen Niveau als der Königsklasse bewegt. Für viele waren die Nachverpflichtungen von Seeley und James Gist sogar der Schlüssel dafür, dass die Bayern in der Euroleague bis in die Playoffs rauschten umd am Ende sogar das Final Four hauchdünn verpassten. „Wir aren so nahe dran. Extrem hart“, findet er das immer noch, „denn wenn du es dahin schaffst, dann kann einfach alles passieren.“
Doch Seeley und Kollegen haben es ja selbst in der Hand, sich das beste Trostpflaster selbst zu verschaffen. „Schon der Pokal hat vieles leichter gemacht“, sagte er, „aber die Meisterschaft, wäre schon noch mal eine Krönung.“ Am Mittwoch könnten die Bayern der ja ein Stückchen näher kommen.