Rummenigge geht früher von Bord

von Redaktion

Der Bayern-Boss übergibt das Zepter schon Ende Juni an Oliver Kahn

VON MANUEL BONKE UND PHILIPP KESSLER

München – Beim FC Bayern geht eine überaus erfolgreiche Ära zu Ende. Auf eigenen Wunsch und ein halbes Jahr früher als geplant zieht sich Karl-Heinz Rummenigge (65) von seinem Amt als Vorstandsvorsitzender der FC Bayern München AG zurück. Am Dienstag hat er die Vertragsauflösung zum 30. Juni unterschrieben. Eine Entscheidung, die in enger Abstimmung mit Präsident Herbert Hainer (66) und dem gesamten Aufsichtsrat rund um Ehrenpräsident Uli Hoeneß (69) getroffen wurde.

„Es ist der strategisch sinnvollste und logische Zeitpunkt“, betont Rummenigge. „Wir schreiben das Ende des Geschäftsjahres, zugleich beginnt ein neuer Abschnitt mit einem neuen Trainergespann. Die neue Spielzeit sollte von Beginn an von Oliver Kahn als neuem CEO verantwortet werden – auch im Sinne der handelnden Personen und damit im Sinne der Zukunft des FC Bayern.“

Rummenigge kam 1974 von Borussia Lippstadt nach München. Beim FC Bayern absolvierte der Stürmer 422 Pflichtspiele, in denen er 217 Tore erzielte. Mit dem Rekordmeister gewann er je zweimal die Meisterschaft, den DFB-Pokal, den Europapokal der Landesmeister und einmal den Weltpokal. Nach Stationen bei Inter Mailand und Servette Genf kehrte Rummenigge 1991 als Vize-Präsident zum FC Bayern zurück. 2002 übernahm er den Vorstandsvorsitz der AG. Seitdem gewann der FC Bayern 14 Mal die Meisterschaft, zehnmal den DFB-Pokal, zweimal die Champions League und zweimal den Weltpokal.

Unter Rummenigges Verantwortung steigerte die FC Bayern München AG den Umsatz von 176 Millionen Euro auf 679 Millionen Euro, machte jedes Jahr Gewinn. „Es ist ein Abschied mit Zufriedenheit und Stolz, ich darf einen sportlich, wirtschaftlich und strukturell vollständig intakten Klub übergeben. Das war mir wichtig“, so Rummenigge. Präsident Hainer: „Sobald es die Corona-Situation zulässt, werden wir ihm beim FC Bayern auch offiziell einen würdigen Abschied bereiten.“

Ab 1. Juli hat Kahn also offiziell im Vorstand das Sagen. Der Torwart-Titan hat sich im Rahmen des langen Onboarding-Prozesses seit eineinhalb Jahren an der Seite von Rummenigge im Verein eingebracht, auch das Strategieprojekt „FC Bayern AHEAD“ fiel bereits in seinen Verantwortungsbereich. Um die Verpflichtung von Trainer Julian Nagelsmann (33) kümmerte sich Kahn gemeinsam mit dem Sportvorstand Hasan Salihamidzic (44).

Hierbei hielt sich Rummenigge bewusst zurück. Wie geht es nun weiter mit dem Mann, der den FC Bayern – wie Hoeneß oder Franz Beckenbauer (75) – als Spieler und Manager geprägt hat? Rummenigge hat bereits frühzeitig klargemacht, dass sein Bayern-Abschied endgültig ist.

Nach Informationen unserer Zeitung soll es im Verein Stimmen geben, die nun befürchten, dass der Club künftig von Ex-Adidas-Boss Hainer und Geschäftsmann Kahn wie ein Konzern geführt werden könnte. Rummenigge: „Dem FC Bayern wünsche ich von Herzen größtmöglichen Erfolg, weiterhin intakte Werte und ein unerschütterliches Wir-Gefühl. Ich habe bayerisch ja nie gelernt – aber lassen Sie es mich zum Abschied so formulieren: mia bleim mia.“ Im Uefa-Exekutivkomitee wird Karl-Heinz Rummenigge noch bis mindestens 2024 sitzen.

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