Paris – Jan-Lennard Struff riss sich seine schwarze Basecap vom Kopf, breitete seine Arme aus und genoss den Jubel auf Platz 14 in Roland Garros: Die 31 Jahre alte deutsche Nummer zwei hat in der ersten Runde der French Open für eine faustdicke Überraschung gesorgt und Topspieler Andrej Rublew mit famosem Power-Tennis ausgeschaltet. Der Warsteiner schlug den Weltranglistensiebten am Dienstag mit 6:3, 7:6 (8:6), 4:6, 3:6, 6:4.
„Ich bin einfach mega happy, dass ich gewonnen habe. Es war ein sehr taffes Match“, sagte Struff bei Eurosport: „Die Stimmung hier war mega schön, unglaublich. Es ist so schön, dass so viele Fans dabei sein können.“
Struff kämpfte in einem engen Match über 3:46 Stunden wie wild um jeden Punkt und behielt am Ende die Nerven. Er ist nach Alexander Zverev (Hamburg) und Dominik Koepfer (Furtwangen) der dritte deutsche Profi, der im Einzel seine Auftakthürde nahm.
Struffs bisher bestes Resultat in Paris war ein Achtelfinaleinzug 2019. Auch Philipp Kohlschreiber (Augsburg) und Andrea Petkovic waren am Dienstag noch im Einsatz. Die 33-Jährige aus Darmstadt hatte als letzte der drei gestarteten deutschen Frauen die Chance, das erste kollektive Erstrundenaus seit 1958 zu verhindern.
Doch zunächst galt die Aufmerksamkeit dem Coup von Struff. „Ein Mega-Match von Struffi“, sagte Damen-Bundestrainerin Barbara Rittner bei Eurosport: „Einfach von Anfang bis Ende hat er sich so gut, so positiv präsentiert. Er war derjenige, der immer die Initiative ergriffen hat – und das gegen einen Rublew. Hut ab!“
Mit 25 Assen und großer Aggressivität zermürbte der Davis-Cup-Spieler seinen frustrierten russischen Gegner und brachte seinen ersten Erfolg bei einem Major gegen einen Spieler der Top-10 konzentriert ins Ziel. Struff trifft nun in der zweiten Runde auf Facundo Bagnis (Argentinien), die Nummer 104 der Welt.
Ebenfalls erfolgreich gestartet ist Titelverteidiger Kevin Krawietz im Doppel – und das ohne seinen Partner Andreas Mies, der sich nach einer Knie-OP im Wiederaufbau befindet. Also schlägt der Coburger Krawietz an der Seite des Rumänen Horia Tecau auf. Gemeinsam schafften sie einen 6:3, 3:6, 7:6 (7:5)-Sieg gegen Gonzalo Escobar/Ariel Behar (Ecuador/Uruguay).
„Es ist ein gemeinsames Ding, was wir die vergangenen zwei Jahre erlebt haben“, sagte Krawietz zum Fehlen von Mies: „Natürlich fühlt es sich jetzt komisch an, mit einem anderen Partner hier aufzulaufen. Andi verfolgt die Matches am TV, und ich hoffe, dass er so schnell wie möglich wieder fit wird.“
Bei den Damen musste Turnier-Mitfavoritin Ashleigh Barty bei ihrem Auftaktmatch hart kämpfen. Die Weltranglistenerste aus Australien rang die US-Amerikanerin Bernarda Pera am Dienstag in einem Match über 2:00 Stunden mit 6:3, 3:6, 6:2 nieder. Barty zählt mit Titelverteidigerin Iga Swiatek aus Polen und Aryna Sabalenka (Belarus) zum engeren Kreis der Anwärterinnen auf den Triumph beim Sandplatz-Klassiker. sid