Niederberger: „Ich habe den Code geknackt“

von Redaktion

Deutscher Torhüter mit großer Familiengeschichte und vom Titel beflügelt

Riga/München – Schon als Mathias Niederberger in der letzten Woche vor der Weltmeisterschaft im Quarantäne-Teamhotel in Nürnberg eintraf, bemerkte Bundestrainer Toni Söderholm am Torwart eine Veränderung im Vergleich zu früheren Jahren: „Dass er mit Berlin die Meisterschaft gewonnen hat, beschert ihm ein tiefes Glücksgefühl.“ Niederberger bestätigte es, dass er seinen Sport anders lebt, seit er mit den Eisbären die Finalserie gegen Wolfsburg gewonnen hat: „Ich habe das Gefühl, dass ich den Code geknackt habe.“ Er fühlte sich so, als könne er neue Erkenntnisse jederzeit abrufen.

Das tut Mathias Niederberger bei der Weltmeisterschaft in schöner Regelmäßigkeit. Von nunmehr acht WM-Spielen in Riga hat er sechs absolviert, den Auftakt gegen Italien (9:4) und das vorletzte Gruppenmatch gegen die USA (0:2) bestritt der Mannheimer Felix Brückmann. Mathias Niederberger ist der Mann für die wichtigsten Spiele. Eine klare Nummer eins. Früher bei Weltmeisterschaften hatten die Deutschen ihre meist gleichwertigen Torhüter rotieren lassen.

Zu Zeiten, in denen Andreas Niederberger noch spielte, Mathias’ Vater, gebürtiger Bad Tölzer – und der schon nicht die erste Eishockey-Generation der Niederbergers. Mathias wurde im November 1992 in Düsseldorf geboren, Andreas spielte bei der DEG und hatte gerade die Liebe seines Lebens gefunden: Mathias’ Mutter stammt aus Italien. Bei Olympia in Albertvile, so erinnerte sich Niederberger seniors langjähriger Zimmergefährte Axel Kammerer, habe „der Andy immer bei minus zwanzig Grad auf dem Balkon seine Liebestelefonate geführt“.

„Wir sind eine Eishockey-Familie“, sagt Mathias. Mit seinem Bruder Leon hat er bis vor einem Jahr in Düsseldorf gespielt. Leon, Stürmer und auch als Popsänger erfolgreich, wechselte nach Krefeld, Mathias, der als Junior sich auch in Nordamerika versucht hatte, entschied sich der Meisterchancen wegen für Berlin.

Mathias war neben den erfolgreichen Schützen Kahun und Noebels der Held im Penaltyschießen gegen die Schweiz. Er meisterte vier Penaltys, zeigte zudem schon in der regulären Spielzeit und den zehn Minuten Verlängerung eindrucksvolle Paraden.

Bundestrainer Söderholm, der Verteidiger war, gibt zu: „Ich kenne mich mit Torhütern gar nicht besonders gut aus.“ Daher will er keine Reden schwingen, was sein Schlussmann für eine herausragende Technik habe. „Für mich zählt, dass er die Scheiben vom Tor fernhält.“ Was er beurteilen kann: „Wie Mathias sich positioniert, wie er das Spiel liest, wie er läuferisch und athletisch unterwegs ist – das ist sehr stark. Das Spiel eines Torhüters, der vor ein paar Wochen Meister geworden ist.“

Den Fortschritt macht Söderholm auch bei Marcel Noebels, dem Penalty-Zauberer und ebenfalls Berliner Meister, aus: „Sein Selbstvertrauen ist auf einem neuen Level.“ GÜNTER KLEIN

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