München – Im vergangenen Sommer wechselte Klara Bühl vom SC Freiburg zu den Frauen des FC Bayern. Am Sonntag kann die Mannschaft Meister werden, für die Stürmerin wäre es der erste Titel im Erwachsenenbereich. Im Interview spricht die Nationalspielerin über den letzten Spieltag und ihre erste Saison in München.
Am Sonntag steht das letzte Spiel der Saison gegen Eintracht Frankfurt an. Die Eintracht verlor am vergangenen Sonntag das DFB-Pokal-Finale gegen Wolfsburg in der Verlängerung. Rechnen Sie mit einem müden Gegner?
Es war ein sehr intensives Spiel über 120 Minuten. Es war spannend bis zur letzten Minute. Die Eintracht hat 100 Prozent auf den Platz gebracht, es war sehr zweikampfintensiv. Das war sicher sehr kräftezehrend bei den warmen Temperaturen. Aber sie haben eine ganze Woche, um ihre Kräfte wieder zu sammeln. Im letzten Spiel der Saison werden sie ihre beste Leistung abrufen wollen, darauf müssen wir uns einstellen.
Wegen des Pokalfinales hatte der FC Bayern spielfrei. War es schwierig, zwei Wochen bis zum Saisonfinale warten zu müssen?
Wir hätten natürlich direkt gerne weitergespielt, um die Entscheidung zu schaffen. Aber wir können es nicht ändern, dass wir spielfrei hatten. Wir haben die zwei Wochen gut genutzt. Die erste Woche haben wir ruhiger und regenerativer trainiert. Jetzt liegt der Fokus voll auf dem letzten Spiel und den drei Punkten.
Aufgrund des deutlich besseren Torverhältnisses reicht schon ein Punkt, um Meister zu werden. Wie fühlt es sich vor dem letzten Schritt an?
Natürlich macht man sich auch ein paar Gedanken vor so einem Spiel, aber die Vorfreude überwiegt. Man merkt, dass die Mannschaft noch sehr locker und fokussiert ist. Ich glaube, wir brauchen eine gute Balance bis zum Spiel am Sonntag. Damit wir dann Leidenschaft, aber auch Spaß und Emotionen auf den Platz bringen können.
Für Sie wäre es der erste Titel im Erwachsenenbereich. Was würde Ihnen die Meisterschaft bedeuten?
Sehr, sehr viel! Dafür habe ich den Schritt nach München gemacht. Dass wir gleich in der ersten Saison so nah vor dem Titel stehen, habe ich mir erhofft. Dass es jetzt tatsächlich so ist, ist sehr gut. Ich freue mich auf das Spiel, für solche Spiele spielt man Fußball. Wir haben die ganze Saison über gute Leistungen gebracht, uns von Sieg zu Sieg gearbeitet. Jetzt freuen wir uns darauf, das i-Tüpfelchen auf die Saison zu setzen.
Nur in einer kurzen Phase nach der Pokal-Niederlage in Wolfsburg hat die Mannschaft gewackelt und auch gegen Hoffenheim verloren. Wie ist die Mannschaft aus dem Tief wieder herausgekommen?
Wir wussten immer, dass es knappe Spiele waren und dass es ein gewisses Spielglück gibt, das man nicht beeinflussen kann. Das war nicht unsere beste Phase, aber wir haben den Fokus dann voll auf die Liga gelegt. Wir wussten, dass wir da noch alles selbst in der Hand haben, und das hat uns da rausgeholt.
Sie sind 20 Jahre alt, viele Ihrer Mitspielerinnen sind ebenfalls sehr jung. Glauben Sie, dass der Kern der Mannschaft langfristig zusammenbleiben könnte?
Die Mannschaft spielt jetzt die erste Saison in dieser Konstellation zusammen. Wir merken als Mannschaft, dass da sehr viel zusammenpasst. Es ist viel Freude und Spaß in der Mannschaft, gepaart mit sehr, sehr guter Qualität. Natürlich hofft man, dass diese Konstellation zusammenbleibt.
Sie haben zuvor Ihr ganzes Leben im Schwarzwald und in Freiburg verbracht. Wie groß war der Schritt nach München?
Es war natürlich nicht einfach, von der Heimat Abschied zu nehmen und in die große, weite Welt zu gehen. Aber mir war bewusst, was das für eine Chance ist. Und ich habe sie ergriffen. Bis jetzt habe ich es noch nicht bereut (lacht).
Mussten Sie etwas an Ihrem Spiel verändern?
Ich kann meine Stärken einbringen, aber es gab auch Bereiche, wo ich mich weiterentwickeln kann und ich mich schon weiterentwickelt habe. Das Spiel hier in München ist anders als in Freiburg, wo wir eher auf schnelles Umschalten und Konter gesetzt haben. Mit dem FC Bayern spielen wir häufig gegen tiefstehende Gegner und dementsprechend musste ich mein Spiel ein bisschen anpassen. Aber das klappt ganz gut und ich fühle mich sehr wohl damit.
In 27 Spielen für den FC Bayern haben Sie zehn Tore erzielt und neun Vorlagen gegeben. Damit sind Sie sicher sehr zufrieden…
Ja, definitiv! Ich hätte bei meinem Wechsel nicht gedacht, dass ich mich so schnell so wohl fühle und meine Leistung so abrufen kann. Darüber freue ich mir sehr, dass ich befreit aufspielen und einfach ich selbst sein kann. Es freut mich natürlich, wenn ich der Mannschaft mit Toren und Vorlagen helfen kann.
Das mittelfristige Ziel des FC Bayern ist, den VfL Wolfsburg als Nummer eins im deutschen Frauen-Fußball abzulösen. Ein Sieg am Sonntag wäre ein großer Schritt in diese Richtung…
Unser Ziel ist, Deutscher Meister zu werden. Wolfsburg ist eine sehr starke Mannschaft, die immer in den entscheidenden Momenten ihre Leistung bringt. Diese Saison haben wir es geschafft, ein paar Punkte mehr zu holen. Darüber sind wir sehr glücklich. Jetzt hoffen wir, am Sonntag den letzten kleinen Schritt zur Meisterschaft zu machen.
Interview: Christian Stüwe