U 21 versus A-Team

Schockverliebt in die Kuntz-Bubis

von Redaktion

GÜNTER KLEIN

Achtung, Warnhinweis: Wer U 21-Nationalspieler genannt wird, muss nicht zwangsläufig unter 21 Jahren alt sein. In die Mannschaft, die gerade U 21-Europameister geworden ist, haben sich Spieler hineingeschmuggelt, die schon an die 23 sind. Natürlich ist das nicht illegitim. Als U 21-Spieler lebt man in einem Zwei-Jahres-Zyklus von der beginnenden Qualifikation bis zur Vollendung bei der EM-Endrunde.

Dennoch greift hier das Kindchenschema. Deutschland ist schockverliebt in das Team von Stefan Kuntz, das das Finale gegen Portugal gewonnen hat. Es ist nun aber ein wenig anders als bei früheren erfolgreichen Jahrgängen: Denn mit der Europameisterschaft der Junioren, immer in ungeraden Jahren platziert, ist die internationale Saison nicht ausgeklungen. Es wartet in 2021 noch: die verschobene richtige EM 2020. Und das ist aus deutscher Sicht eine etwas gefährliche Konstellation.

Denn in der öffentlichen Wahrnehmung erreichte die frisch aufspielende U 21 Heldenstatus – mit dem sie in Konkurrenz gesetzt wird zur A-Nationalmannschaft. Der Tenor, der schon am Sonntagabend durchs Netz der Meinungen klang: Können wir nicht gleich die frischen Bubis zur EM schicken statt der ausgeleierten Alt-Herren-Truppe? Und Stefan Kuntz statt Joachim Löw?

So denken viele. Es ist allerdings sehr schablonenhaft. Und sogar ungerecht. Denn das Thema Verjüngung, das nach missglückten Ereignissen (wie der WM 2018) stets eingefordert wird, ist Löw ja sehr entschlossen angegangen. Den Schnitt in seiner Auswahl konnte er nur dadurch senken, indem er ein paar der Um-die-30-Generation aussortierte. Und nun möge sich jeder, der die Stimme für ein sofortiges Upgrade der U 21 erhebt, fragen: Hat er nicht heftig für eine Rückkehr der altgedienten Weltmeister plädiert und wäre bereit, am Sonntagvormittag beim Doppelpass-Dopafon anzurufen und zu sagen: Ohne Routiniers kann keine Mannschaft bestehen? Und übrigens auch: Wer hat immer an Stefan Kuntz geglaubt? Den hat man vor ein paar Jahren aus seinen Städten (Kaiserslautern, Karlsruhe), vertrieben.

Gestern der Konter der Großen mit der ältesten Aufstellung seit 19 Jahren: 7:1-Torshow gegen Lettland. Natürlich erklärbar: Geschlossen hatte man U 21 geschaut – inspirierend. Und man profitiert von Kai Havertz, 21 – aus der Sicht reifer U 21-Champions ein Bubi. Jogi-Bubi.

Guenter.Klein@ovb.net

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