Paris – Didier Deschamps zog nach der gelungenen EM-Generalprobe seine Maske über Mund und Nase, doch die Augen des französischen Nationaltrainers leuchteten. Auch Matchwinner Olivier Giroud grüßte immer wieder fröhlich in die Kameras. Die Botschaft: Auftaktgegner Deutschland kann kommen, der Weltmeister um Giroud und Antoine Griezmann scheint in toller Frühform.
Der Sieg war beim 3:0 (1:0) vor 5000 Zuschauern in Paris gegen schwache Bulgaren nie gefährdet, aber die deutsche Mannschaft wird sich zum EM-Start am 15. Juni in München sicher mehr wehren. „Natürlich wird es am 15. schwieriger, aber dieses Testspiel anzunehmen, war das Beste, was wir tun konnten“, sagte Deschamps: „Wir hätten mehr Tore schießen können, aber wir haben nun zwei gute Leistungen gezeigt.“
Schon vergangenen Mittwoch hatte sein Team auch EM-Teilnehmer Wales 3:0 besiegt – doch das ist Vergangenheit. „Jetzt kommt das Turnier und das ist die Wahrheit, die zählt“, sagte Deschamps bei M6. Am Mikrofon von „L’Equipe“ ergänzte Lucas Hernandez: „Jetzt konzentrieren wir uns auf das erste Spiel gegen Deutschland. Wir alle wollen spielen, wir alle sind motiviert.“
Gegen Bulgarien, sagte Deschamps später, habe er „eine Verbesserung“ im Team wahrgenommen. Gegen Wales tat sich das Star-Ensemble um Wunderstürmer Kylian Mbappe schwer, Chancen herauszuspielen. Das klappte am Dienstag besser. Doch vor dem Tor kam oft das letzte Abspiel falsch oder der Ball wurde vorbeigedroschen. Frankreich spielte auch in die Karten, dass Bulgarien so harmlos war.
Erst spät entschied Giroud per Doppelpack (84./90.) die Partie. Hereingekommen war der eigentliche Reservist nur, weil sich Rückkehrer Karim Benzema in der ersten Halbzeit am Oberschenkel verletzte und nach 39 Minuten raus musste. Für das Deutschland-Spiel soll der 33-Jährige, der nach fünfeinhalb Jahren Verbannung wegen eines Sextape-Skandals wieder zum EM-Kader zählt, aber fit werden.
„Er hat einen ordentlichen Schlag auf den Muskel über dem Knie abbekommen“, sagte Deschamps: „Er hat aufgehört zu spielen, weil er eine Verhärtung gespürt hat.“ Kapitän Hugo Lloris bestätigte diesen Eindruck: „Ich habe ihn in der Umkleide gesehen und es sieht nicht zu schlimm aus.“ Ironischerweise wurde Benzema von Giroud die Show gestohlen. Das Verhältnis der beiden gilt als belastet.
„Man vergleicht die Formel 1 nicht mit Kartfahren“, sagte Benzema 2020 einmal über sich und Giroud. Der Satz ist despektierlich, aber sportlich unterschieden die beiden in dieser Saison tatsächlich Welten. Während Giroud meist bei Chelsea auf der Bank schmorte, schoss Benzema für Real 23 Tore.
Umso süßer wird es Giroud schmecken, dass Deschamps ihn nach seinem Doppelpack als einen Stürmer „von großer Moral und mit einer tollen Einstellung“ lobte. sid