von Redaktion

Herzogenaurach – Den ersten öffentlichen Auftritt nach seinem Familienurlaub wird Hansi Flick (56) in seiner Rolle als designierter Bundestrainer am kommenden Dienstag hinlegen. Flick hatte sich bereits unmittelbar nach seiner Vorstellung als Nachfolger von Joachim Löw für das erste Gruppenspiel zwischen Deutschland und Frankreich in der Allianz Arena angekündigt. Kurios: Der Arbeitsvertrag des ehemaligen Trainers des FC Bayern beginnt offiziell am 1. Juli – also inmitten der EM.

Arbeitsbeginn hin oder her: Der Noch-Bundestrainer sieht in Flick den idealen Nachfolger: „Ich weiß, wie Hansi tickt und denkt. Er ist empathisch, er findet einen Zugang zu den Spielern durch Kommunikation. Und er verfolgt eine klare Spielidee, die geprägt ist von fußballerischer Kultur und von Offensivgeist.“

An der Flickschen Angriffslust findet Löw besonders großen Gefallen, denn in seinen Augen sei das die Zukunft: „Deutschland soll und muss weiterhin einen technisch guten Fußball spielen – und nicht zu den Wurzeln zurück, die noch vor Jahren über allem anderen standen. Da zählte man allein Kampf und Einsatz zu den deutschen Tugenden. Aber Spielkultur ist Gegenwart und vor allem die Zukunft. Und genau dafür steht Hansi Flick.“ So würde der auch sein Erbe fortsetzten.

Denn seit seiner Amtsübernahme nach der WM 2006 hat es Löw sukzessive geschafft, dem DFB den Rumpelfußball auszutreiben und der Nationalmannschaft eine feine Spielkultur zu verpassen. „Wir haben vor allem aber viele Spiele gemacht, auch bei Turnieren, die waren technisch und fußballerisch super, da waren wir die Benchmark. Das war schon 2006 mein Anspruch – wir haben also viel erreicht, mit dem Höhepunkt 2014“, erinnert sich Löw an seine Ära zurück.

Der Verband erwartet von Flick nicht nur, dass er einen gepflegten Fußball spielen lässt, er soll sich auch aktiv in das Prestige-Projekt DFB-Akademie einbringen. In seiner Zeit als DFB-Sportdirektor zwischen 2014 und 2017 trieb Flick die Planung der Akademie entscheidend mit voran. Für ihn schließt sich ab Juli also ebenfalls ein Kreis. Nicht umsonst sagt Löw: „Hansi kennt den DFB in- und auswendig. Und er kennt nicht erst durch seine Tätigkeit bei Bayern München sehr viele Spieler und hat eine unglaubliche Nähe zu diesen Spielern.“

Einige Bayern wie Joshua Kimmich, Serge Gnabry oder Leon Goretzka hat Flick schon aufmerksam in den DFB-Jugendmannschaften verfolgt. Und in den Augen von Löw könnte Flick mit genau diesen Spielern nach den ganz großen Turniererfolgen greifen. „Bei dieser Generation spüre ich einen unglaublichen Ehrgeiz und Hunger. Die lassen nicht durch ein paar Titelgewinne mit dem FC Bayern nach. Genau bei diesen Spielern gibt es zwischen 25 und 30 noch mal eine ganz wichtige Entwicklung“, sagt der Bundestrainer und berichtet aus eigener Erfahrung, dass in dieser Zeitspanne ein großer Erfahrungsschatz hinzu komme, der bei Turnieren helfe.

Darum prophezeit Löw. dass die Nationalmannschaft unter Flick in „zwei, drei, vier Jahren auf ihren absoluten Höhepunkt zusteuern kann“. Der Vertrag von Flick läuft bis nach der Heim-Europameisterschaft 2024 – der Zeitraum würde also ideal passen. Doch bei der anstehenden EM ist Flick erst einmal nur Edelfan. MANUEL BONKE

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