Jetzt geht die Arbeit erst richtig los

von Redaktion

So sorgt Löw für den Feinschliff vor dem Duell mit Weltmeister Frankreich

VON MANUEL BONKE

Herzogenaurach – Den Start in die finalen Tage der EM-Vorbereitung in Herzogenaurach gingen Bundestrainer Joachim Löw und seine Mannschaft ruhig an: Nach der Ankunft im „Home Ground“ am Dienstagabend gab es eine Begrüßungsansprache von Adidas-Vorstandschef Kasper Rorsted an den kompletten DFB-Tross (siehe Bild-Kombination auf dieser Seite).

Der gestrige Mittwoch war trainingsfrei: Die Spieler sollten sich erst einmal in Ruhe in der neuen Umgebung akklimatisieren. Ab heute ist aber Schluss mit Füße hochlegen – der Fokus der Nationalmannschaft liegt ab sofort voll auf dem Auftaktspiel am Dienstag gegen Frankreich. „Am Donnerstag beginnen wir ganz konkret mit der Vorbereitung auf Frankreich, mit Gesprächen, mit Videos. Wir müssen den Spielern Informationen geben: Was macht Frankreich in der Offensive“, gibt Löw einen ersten Einblick in die Gegner-Analyse und kündigt an: „Am nächsten Tag heißt es dann: Was macht Frankreich in der Defensive? Welche Lösungen haben wir? Im Training wird an der Feinabstimmung gearbeitet, an einem Matchplan gegen die Franzosen.“

In diesem Schlachtplan spielt die defensive Zuordnung eine große Rolle. Das Trainerteam wird versuchen, seinen Spielern eine Antwort auf eine Schlüsselfrage mit an die Hand zu geben: Wie kann Deutschland Frankreichs Ausnahmespieler Kylian Mbappé stoppen? Die Antwort liegt auf der Hand: Nur im Verbund! Die Zweikampf-Leidenschaft von Joshua Kimmich als rechter Flügelläufer im 3-4-3-System alleine wird nicht ausreichen, um den verboten schnellen Offensivspieler aus dem Spiel zu nehmen. Vielmehr muss sich Kimmich auf seine Hintermänner in der Dreierkette verlassen können, dass sie ihm die nötige Unterstützung anbieten.

Sollte dabei eine Balleroberung herausspringen, heißt es für Jogis Jungs: Blitzschnell umschalten und den Ball vertikal und vor allem schnell nach vorne spielen. Denn trotz allen Respekts vor dem Weltmeister dürfen die DFB-Kicker ihre eigene Offensiv-Power mit Spielern wie Kai Havertz, Serge Gnabry, Thomas Müller oder auch Leroy Sané nicht komplett vernachlässigen. Nicht umsonst sagt Löw: „Wir haben einen Plan in unserem Spiel, eine klare Idee und Philosophie. Die müssen wir umsetzen, unabhängig vom Gegner. Dabei geht es um Nuancen.“ Trotzdem macht der Bundestrainer keinen Hehl daraus, dass Frankreich für seine Mannschaft der schwerstmögliche Gegner zum Auftakt in die Europameisterschaft ist: „Weil Frankreich einfach individuell überragend gut besetzt und unglaublich variabel ist.“ Die größte Stärke des Teams von Trainer Didier Deschamps ist in Löws Augen die Unberechenbarkeit des Weltmeisters: „Man weiß nicht richtig, wie sie in der Offensive agieren. Das ist vielfältig. Die Spieler wechseln permanent die Positionen und sind alle so gefährlich, dass sie minimale Situationen zu Toren nutzen und Spiele entscheiden können.“

Genau diese Flexibilität fordert Löw auch von seinen Angreifern. Gegen Lettland gefiel ihm das muntere Positions-Tauschen seiner Offensiven schon recht gut: „Die drei vorne waren gut abgestimmt, obwohl sie die Positionen viel gewechselt haben. Dadurch gab es viele gute Aktionen Richtung Tor.“ Der Bundestrainer weiß, dass diese variable Spielweise der Schlüssel zu einem erfolgreichen Abschneiden beim Turnier ist: „Das ist im heutigen Fußball das Entscheidende. Das ist gefragt.“ Und genau an dieser Flexibilität feilt die DFB-Elf in den nächsten Tagen in Herzogenaurach, um dem Weltmeister die Stirn zu bieten.

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