Kann Thomas Müller auch EM?

von Redaktion

Warum es 2012 und 2016 nicht mit Toren klappte – und die Voraussetzungen nun bessere sind

Herzogenaurach – Im Januar 2011 war Thomas Müller mit dem FC Bayern erstmals in Doha, ein paar Wochen zuvor hatte Katar die WM 2022 zugesprochen bekommen. So fern – und doch ein Gedanke. „Mein Bruder“, meinte Müller, heute 31, „hat ausgerechnet: Das könnte mein Abschluss sein.“ Er wirkt jetzt greifbar: Noch eineinhalb Jahre – und Müller ist wieder im Geschäft.

2010 bis 2022 – seine Karriere definiert sich über die Weltmeisterschaften. Mit je fünf Toren in Südafrika und Brasilien. Nur: Was ist mit den Europameisterschaften? Zweimal war Müller dabei, er startete als bester junger Spieler und WM-Torschützenkönig von 2010 bei der EM 2012 in Polen und der Ukraine und als Weltmeister von 2014 ins EM-Championat 2016. Beide Male blieb er torlos. Was lief schief?

2012 kam er geknickt zur EM, wie die anderen Münchner auch: Meisterschaft und Pokal hatten die Dortmunder gewonnen, die Bayern zudem ihr Finale dahoam in der Champions League verloren. Müller hatte die Führung erzielt, war aber in der Verlängerung und beim Elfmeterschießen nicht mehr dabei. Im DFB-Team erfüllte er eine Rolle, die viel defensive Arbeit auf dem Flügel vorsah. Im Sturm drehte sich alles um Mario Gomez, als neuer Kreativgeist wurde Marco Reus gefeiert. Müller leistete nur noch verhalten Medienarbeit, sagte lediglich, man solle seine Arbeit hier nicht an Toren messen. Im Viertel- und Halbfinale setzte Joachim Löw ihn nur als Joker für 23 (Griechenland) und 19 Minuten (Italien) ein.

2016 in Frankreich spielte Müller durch. Bei der WM zwei Jahre zuvor war er Mittelstürmer gewesen, bei der EM schob Löw ihn hin und her: Rechtsaußen, hängende Spitze, im Halbfinale gegen Frankreich (0:2) wieder als Prellbock in der Mitte. Beim FC Bayern waren gerade die Guardiola-Jahre zu Ende gegangen. Müllers Status hatte gelitten, in entscheidenden Spielen gehörte er nicht zur ersten Wahl

Und 2020/21: Kommt Müller gestärkt, als Führungsspieler, aus der „eineinhalbjährigen DFB-Quarantäne“. Bereit, nun auch eine EM zu seinem Turnier zu machen und endlich sein erstes Tor zu schießen. Seinem Team traut Müller den Titel zu. „Ganz ehrlich: Ich glaube daran. Der Weg dorthin ist allerdings das, was mich gerade am meisten beschäftigt“, sagte er der „Sport Bild“. GÜNTER KLEIN

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