Titelhunger bei den erstarkten Azzurri

von Redaktion

Seit der verpassten WM läuft es wieder für Italien – die Sehnsucht nach einem EM-Coup ist groß

VON JONAS AUSTERMANN

München – Eine „Nationalelf in Trümmern“ beklagte Italien nach der verpassten WM 2018 tränenreich – eine „Apokalypse“. Drei Jahre nach dem Tiefpunkt träumen die stolzen Azzurri jetzt wieder „vom Größten“ und von „notti magiche“, von magischen Nächten. Beim viermaligen Weltmeister ist unter Trainer Roberto Mancini nach bitteren Rückschlägen die Zuversicht zurückgekehrt.

„Wir gehen an den Start, um den EM-Titel zu holen, der uns seit 1968 fehlt. Der Titel könnte eine Wiedergeburt für den Fußball und für das ganze Land sein“, sagte Mancini vor dem Eröffnungsspiel der EURO an diesem Freitag (21 Uhr in Rom, ARD) gegen die Türkei selbstbewusst – und sprach einer auch durch Corona leidgeprüften Nation damit aus der Seele.

Mancini, 56, soll die erstarkte Squadra Azzurra aus dem Tal der Tränen führen. Er trägt die große Hoffnung, eine quälende Durststrecke zu beenden. Vor 53 Jahren hatte Italien den bisher einzigen EM-Triumph gefeiert. Die Sehnsucht nach einem weiteren Titel ist bei den fußballverrückten Tifosi riesig.

„Wir haben die Apokalypse überlebt und träumen jetzt vom Größten“, schrieb die „Gazzetta dello Sport“ mit viel Pathos und betonte: „Die Magie kennt keine Grenzen.“ Da interessiert es auch kaum, dass gegen die defensiv starken Türken, die in der Qualifikation nur drei Gegentore zugelassen hatten, zum Auftakt der Gruppe A eine unangenehme Aufgabe wartet.

Eine historische Qualifikation hat die Euphorie wiederbelebt: zehn Siege, zuletzt 27 Spiele ohne Niederlage, davon die letzten acht mit 25:0 Toren. „Wir hoffen, dass wir diesen Trend auch bei der EM fortsetzen können“, sagte Routinier Leonardo Bonucci 34. Für die Tifosi steht das außer Frage: Von „Azzurri in Hochglanz“ und einer „Super-Truppe“ schwärmte etwa die „Gazzetta dello Sport“ nach der 4:0-Generalprobe gegen Tschechien.

Italien sei zwar nicht der Topfavorit, betonte Kapitän Giorgio Chiellini, 36, vor seinem 108. Länderspiel, „aber es wird sich niemand freuen, gegen uns spielen zu müssen“. Türkei-Coach Senol Günes warnte mit Hochachtung vor der Squadra Azzurra. „Italien ist der Favorit und ist ein Kandidat für den Titelgewinn“, sagte der 69-Jährige. Aber: „Wir spielen vor den Augen der ganzen Welt, das wird uns aufputschen.“

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