Bayern geht als stolzer Verlierer

von Redaktion

Basketballer verpassen nach 79:86 gegen Berlin das Double – Die Trauer hält sich in Grenzen

VON PATRICK REICHELT

München – Am Ende leuchtete der Audi Dome also wieder in Gelb. Im Konfetti-Regen stemmte Alba Berlins Kapitän Niels Giffey die Meistertrophäe. 86:79 (38:30) hatten die Albatrosse auch dieses vierte Finale gewonnen. Und damit die Serie nach dem Modus „best of 5“ mit 3:1 für sich entschieden.

Doch auf der anderen Seite blieben Verlierer mit erhobenem Haupt. Bayern-Präsident Herbert Hainer etwa fühlte „vor allem Stolz auf die Saison, die unsere Mannschaft hier gespielt hat“. Trainer Andrea Trinchieri, der demnächst seinen Vertrag verlängern wird, empfand derweil zwar „professionelle Traurigkeit – aber ich könnte nicht stolzer auf das sein, was wir geleistet haben“.

Der Italiener hatte ja nach dem ernüchternden 69:82 in Spiel drei am Samstag vor allem eine Nuss zu knacken gehabt. Wie nur konnte man noch einmal Kräfte mobilisieren für den vierten Finaleinsatz binnen fünf Tagen? Eine Idee war: Mit Jalen Reynolds eine überspielte Kraft raus, und den frischeren Jajuan Johnson rein. Sofern man von frisch sprechen kann im 90. Saisonspiel – kein Verein der Welt musste in dieser Spielzeit öfter ran.

Und sonst? Blieb ihm und den Bayern vor allem die Hoffnung, dass es für die am Samstag umgeknickten Vladimir Lucic und DJ Seeley irgendwie gehen würde. Immerhin Letzteres ging ja auch auf. Lucic und Seeley bissen sich durch.

Doch man bekam schnell eine Ahnung: das könnte zu wenig sein. Der Titelverteidiger hatte dank einer in diesen Tagen größeren Rotation schlicht noch mehr im Tank. Die Bayern dagegen wankten dramatisch – die aufs Knie gestützten Hände wurden zum Bild der ersten 20 Minuten. Und sonst? Zwei Dreier von – Achtung – Center Leon Radosevic und zwei gekonnte Steals des aufopferungsvoll kämpfenden Routiniers James Gist waren aus Münchner Sicht bis dahin die offensiven Highlights in einer erwartet niveauarmen Partie.

Dass man trotzdem irgendwie auf Schlagdistanz blieb (30:38) mag noch einmal Schwung gegeben haben. Denn nach dem Wechsel machten die Comeback-Spezialisten der Euroleague-Saison noch einmal Druck. In einer Art, die auch Hainer Respekt abnötigte: „Es ist ein Bild dieser Saison, wie die Mannschaft immer wieder zurückgekommen ist.“

Die Offensivaktionen wurden konsequenter, das Spiel enger. Auch wenn Alba die Münchner Aufholjagd immer wieder konterte – Antworten zu haben ist die Qualität eines Champions. Vor allem Jayson Granger gab sie, der sich nicht nur seiner 29 Punkte wegen die Kür zum Final-MVP redlich verdiente.

Und trotzdem durften die Bayern bis gut fünf Sekunden vor dem Ende zumindest noch von fünften Duell in Berlin träumen. Doch bei 79:80 versagten die Unparteiischen den Gastgebern einen Foulpfiff – und dann brannten auf Münchner Seite einige Sicherungen durch. Kapitän Nihad Djedovic konnte es nachvollziehen: „Wir sind emotional geworden“, sagte er. Heraus sprangen sechs Freiwürfe, mit denen Alba seinen zehnten Meistertitel perfekt machte.

Und einen trotz allem stolzen Verlierer in München hinterließ. So wie Andrea Trinchieri. „Pokale setzen Staub an“, sagte der, „tolle Erinnerungen wie diese bleiben.“

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