Drama um Paul Zipser

von Redaktion

Bayern-Basketballer nach einer Gehirnblutung notoperiert – Der Eingriff verlief erfolgreich

VON MATHIAS MÜLLER UND ANDREAS BEEZ

München – Vor zehn Tagen, beim letzten Halbfinalspiel der Bayern-Basketballer gegen Ludwigsburg, lief Paul Zipser noch ganz normal mit seiner Mannschaft in den Audi Dome ein. Zum Einsatz kam der 27-Jährige an diesem Freitag allerdings schon nicht mehr. Er fühlte sich schlapp, zudem zwickte das Knie. Danach entwickelt sich um den Bayern-Star ein Drama, das ihn sogar das Leben hätte kosten können. Zipser wurde am Mittwoch wegen einer Hirnblutung am offenen Gehirn notoperiert. „Paul geht es den ganzen Umständen entsprechend gut, mehr möchten wir hierzu nicht äußern“, sagte der Münchner Medienchef Andreas Burkert.

Nach Informationen unserer Zeitung führte Prof. Dr. Bernhard Meyer, 59, Direktor der Neurochirurgischen Klinik am Klinikum rechts der Isar, den etwa vierstündigen Eingriff durch. Das Ergebnis könnte besser nicht sein, bis auf kleine Probleme geht es Zipser so gut wie zuvor. Experten gehen davon aus, dass er seine Karriere fortsetzen kann. Die Olympia-Qualifikation der deutschen Auswahl und gegebenenfalls auch die Spiele in Tokio (23. Juli bis 8. August) wird der frühere NBA-Profi der Chicago Bulls aber definitiv verpassen.

Zipser wird es wohl verschmerzen können, denn die Entfernung der angeborenen Gefäßmissbildung (in der Fachsprache: Kavernom) war eine absolute High-End-Operation, die nur wenige Spezialisten ausführen können. Das Kavernom, vergleichbar mit einem kleinen mit Blut gefüllten Luftballon, wurde dem Vernehmen nach im Hinterkopf diagnostiziert, genau genommen im Hirnstamm. Das ist ein hochsensibler Bereich, in dem das Koordinationszentrum sitzt und die Atmung gesteuert wird. Dort Zugang zu bekommen ist sehr schwer. Da das Risiko einer erneuten Blutung bei einer solchen Erkrankung aber sehr hoch ist, war die Entscheidung alternativlos.

Die Diagnostik ins Rollen brachte am Samstag nach der Ludwigsburg-Partie das schnelle Handeln des Teams um Mannschaftsarzt Dr. Sebastian Torka. Zipsers Schwindel-Gefühl, das morgens zusätzlich eintrat, ließen die Ärzte hellhörig werden, da sie wussten, dass der Heidelberger mit dem Vakzin von Johnson und Johnson gegen Corona geimpft worden war – ein Vektorimpfstoff mit dem gleichen Wirkmechanismus wie Astrazeneca. Und dieser steht im Verdacht, in seltenen Fällen Hirnvenen-Thrombosen zu verursachen. Daher drängten die FCBB-Docs auf eine schnelle CT-Untersuchung.

Der Verdacht bestätigte sich nicht, es war noch schlimmer: Es zeigte sich auf den Bildern eine gefährliche Blutung. Bei der näheren Analyse in der München-Klinik Bogenhausen enttarnten Ärzte die Gefäßmissbildung. Eine Schock-Diagnose.

Um die gefährliche Gefäßmissbildung zu entfernen, wurde Zipsers Kopf in einer speziellen Halterung (Mayfield-Klemme) fixiert und an einer Stelle unter dem Ohr aufgeschnitten. Danach tasteten sich die erfahrenen Münchner Hirnchirurgen mit einem Mikroskop, geführt durch ein elektrisches Navigationssystem, Millimeter für Millimeter voran. Schon ein kleiner Fehler kann hier zur Behinderung oder zum Tod des Patienten führen. Zum Glück ging alles gut.

Jetzt startet Zipsers Comeback-Kampf. Durch Reha-Übungen und viel Training wird der Flügelspieler bald versuchen, seine Koordination wieder zu optimieren. Der Nationalspieler war in dieser Spielzeit einer der Erfolgsgaranten der Bayern. Noch vor rund zwei Wochen war Zipser beim Pokalfinalsieg über Berlin Topscorer der Bayern.

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