Tokio – Es waren nur drei Dutzend Demonstranten, die sich vor der Zentrale des japanischen Olympischen Komitees versammelt hatten, doch ihre Botschaft war nicht zu überhören. „Wir brauchen kein Olympia“, riefen sie. Und: „Komm’ nicht, Coates!“ Einen Tag später schwebte der mächtige IOC-Vize doch in Tokio ein, als Vorbote aller olympischer Mandatsträger, die in der Corona-Pandemie so unerschütterlich an den umstrittenen Sommerspielen festhalten.
Wie es der Zufall will, scheint sich pünktlich zum Eintreffen von John Coates, dem Chef der Koordinierungskommission, die Stimmung im Land zu drehen. Das suggeriert zumindest eine Umfrage, des öffentlich-rechtlichen Senders NHK. Demnach befürworten mittlerweile 64 Prozent der Japaner die Austragung der Spiele unter bestimmten Bedingungen. Die Olympiagegner, die am Montag im Regen vehement die Absage forderten, haben ihre Mehrheit verloren. Zu Beginn des Jahres waren laut Umfragen noch 80 Prozent gegen die Spiele.
Die Maßnahmen, ergriffen vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) und dem japanischen Organisationskomitee, scheinen das Vertrauen zu stärken. Der Großteil der Athleten ist bereits geimpft Dienstag erklärte Japans Olympiaminister Tamayo Marukawa, zudem, 20 000 weitere Arbeitskräfte rund um die Spiele würden rechtzeitig immunisiert werden, die Zahl damit auf 40 000 steigen.
Schon vor der Veröffentlichung der dritten und letzten Version des sogenannten Playbooks, das die Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen beschreibt, waren die täglichen Coronatests für die Sportler und die GPS-Verfolgung ausländischer Journalisten bekannt geworden.
Das Leben in Tokio? Zwar soll der Notstand am Sonntag enden, doch die japanische Nachrichtenagentur „Kyodo News“ berichtete bereits über Pläne der Regierung, Einschränkungen auch während der Spiele beizubehalten. Immerhin bedeutet Notstand nicht Lockdown, jedoch sollen Restaurants und Bars keinen Alkohol ausschenken und Kaufhäuser ebenso früher schließen wie Kinos.
Der Ärger der Demonstrierenden richtete sich daher explizit gegen John Coates, der dafür steht, dass die Olympischen Spiele auch in einer Stadt im Notstand stattfinden können. Gemeinsam mit IOC-Sportdirektor Kit McConnell sondiert er die Lage – mit Rückendeckung der G7-Staaten, die sich auf ihrem Gipfeltreffen für die Durchführung in diesem Sommer ausgesprochen haben. Die Zeichen stehen auf Olympia. Egal, wie groß die Bedenken sind. sid