München – Neustart in der DTM. Nach fünf Jahren im Formelsport debütiert die Münchnerin Sophia Flörsch (20) am Samstag (13.00 Uhr, Sat.1) in der Traditionsserie. Es könnte die letzte Chance sein, sich für ein Engagement in der Formel 1 zu empfehlen. Die Königsklasse nämlich ist immer noch ihr großes Ziel, wie Sophia Flörsch im Interview erklärt.
Frau Flörsch, Sie starten dieses Jahr für Audi ABT in der DTM. Es ist nicht das erste Mal, dass man sich über den Weg läuft.
Lustigerweise ist der Teamchef Stefan Ebert meines ersten Kartteams Ebert Motorsport einige Zeit für ABT Motorsport Autorennen gefahren. Deshalb hatte mein erstes Rennkart schon ABT-Sticker. Irgendwie lustig, dass ich in diesem Jahr für sie an den Start gehe und sich der Kreis damit schließt.
Was sind Ihre ersten Eindrücke vom Team?
Es freut mich, wieder Bayerisch reden zu können und die deutschen Charts zu hören. Und nicht wie bei Campos (Flörschs Team in der Formel 3, d. Red.) spanischen Reggaeton (lacht). Es war von Anfang an eine gute Beziehung. Die Mechaniker und Ingenieure sind supernett. Man merkt, wie 100% motiviert sie sind und wie viel Spaß sie daran haben, mit mir zu arbeiten. Das ist für einen Rennfahrer wichtig.
Mit wem im Team haben Sie am meisten zu tun?
Mit meinen Ingenieuren und Mechanikern habe ich natürlich mehr zu tun als mit denen meiner Teamkollegen. Dennoch sind alle Fahrer und Ingenieure ein Team. Wir ziehen an einem Strang. Mit Kelvin (van der Linde, d. Red.) und Mike (Rockenfeller) habe ich sehr gute Teamkollegen, von denen ich viel lernen kann. Van der Linde hat viel Erfahrung mit GT3-Autos.
Inwiefern hilft Ihnen das?
Kelvin kennt das Auto in- und auswendig. Er kann Tipps geben, wie es sich am besten fahren lässt und wie man mit verschiedenen Konditionen umgeht. Davon profitieren Mike, das Team und ich.
Was wird für Sie die größte Herausforderung in diesem Jahr?
Als Rennfahrer ist das erste Ziel, die Teamkollegen zu schlagen. Dass das in den ersten Rennen klappt, ist vielleicht ein wenig viel verlangt. Aber ich werde mich über das Jahr verbessern. Mein Anspruch ist, gute Rennen zu zeigen und dann sehen wir, wo wir am Ende rauskommen.
Sie haben sich für einen Wechsel von der Formel 3 in die DTM entschieden. Empfinden Sie das als Chance oder Rückschritt?
Als Rückschritt definitiv nicht. Die DTM ist eine der höchsten Rennserien weltweit. Sportlich gesehen ist sie höher anzusiedeln als die Formel 3. Von daher ist es ein Schritt in die richtige Richtung. Es gibt genug Rennfahrer, die schon bewiesen haben, dass du von der DTM in die Formel 1 kommen kannst – wie Esteban Ocon oder Pascal Wehrlein. Außerdem fahre ich gegen Mike Rockenfeller, der im Motorsport fast alles gewonnen hat, und gegen Timo Glock und Alexander Albon, die Formel 1 gefahren sind. Für mich in meiner Entwicklung ist das eine tolle Chance, weil ich als Rennfahrerin kompletter werden kann.
Die Formel 1 ist nach wie vor das große Ziel?
Ja, ich arbeite immer noch darauf hin. Als Nachwuchsfahrerin muss man immer offen sein und von Jahr zu Jahr schauen, was sportlich am meisten Sinn macht. Für mich war das jetzt die DTM.
Was müsste passieren, damit Sie diese Saison als Erfolg verbuchen?
Wenn ich gute Rennen gezeigt habe, kontinuierlich besser geworden bin, für das Team wertvoll war und Ende des Jahres Mike und Kelvin unter Kontrolle habe (lacht) – dann war es eine gelungene Saison.
Interview: Julian Nett