Die Kulisse war natürlich großartig, nach der langen dunklen Zeit in der Pandemie. Freude, Jubel, Emotionen. Die Rückkehr der Fans in den EM-Stadien offenbarte, wie sehr die Zuschauer ein wichtiger Faktor des Fußball sind. Dieses Weltsports also, mit dem so viel Leidenschaft und Glückseligkeit verbunden wird. Die bisherigen Spiele vor Publikum stärkten denn auch das Gefühl, dass wir uns endlich wieder der Normalität nähern, dass das Ende des Tunnels immer deutlicher sichtbar wird.
Nur sollte bei all diesen Hoffnung spendenden Impressionen nicht vergessen werden: Es ist noch nicht vorbei, die Corona-Krise ist noch nicht überwunden. Das gilt auch für München, wo nur 14 500 statt der möglichen 75 000 in die Arena durften (tatsächlich waren es beim Frankreich-Spiel 13 000). Trotz aller Hygiene-Maßnahmen bleiben auf relatives Kleinformat reduzierte Großveranstaltungen ein Ritt auf der Rasierklinge. Es kann ohne Weiteres schiefgehen.
Umso erschreckender waren die Bilder aus St. Petersburg und nun aus Budapest, wo sich die Massen im Pyro-Rauch durch die Straßen drängten und ein rauschendes Fest feierten, das auch an den Tanz auf dem Vulkan erinnerte. Tatsächlich ist es hierzulande, wo das Leben so lange stillzustehen schien, niemandem erklärbar, warum nur im Fußball nun plötzlich tosende Partys gefeiert werden dürfen. Die EURO sendet da die ganz falschen Signale. Und bestärkt den Eindruck vieler Kritiker, dass die Maßlosigkeit des Profi-Fußballs tatsächlich keinerlei Hemmungen kennt.