„Die größte Videowall Europas“, so jubelte die Allianz Arena, als sie vor vier Jahren neue Stadion-Bildschirme erhielt. Ein jeder 200 Quadratmeter groß – was ist das eigentlich in Zoll? Alles kann man machen dank LED-Technik, sogar ein Spiel live zeigen, ohne dass dem Betrachter ein Pixelchen missfallen würde. Wenn man also bedenkt, was diese Wände können, war es ernüchternd, was sie beim ersten EM-Spiel zeigten. Eine schlichte Mannschaftsaufstellungsgrafik. Mit einem sehr fiesen Detail: Nicht alle Spieler bekamen einen Vornamen.
Zwar gab es einen Leroy Sané und Niklas Süle, aber auch einen Neuhaus ohne seinen Florian. Und jeder weiß aus seiner Kindheit, wie ausgegrenzt man sich fühlt, wird man auf dem Schulhof nur mit dem Familiennamen gerufen. Im Kontext der Nationalmannschaft denken wir da besonders an Klostermann und Halstenberg. Nur Insider können sie unterscheiden und wissen, dass die beiden Lukas und Marcel heißen und auch nicht Klosterberg oder Halstenmann.
Warum diese Zwei-Klassen-Gesellschaft bei den Nationalspielern? Dahinter steckt ganz klar die UEFA, bei der es eine Buchstabengrenze zu geben scheint. „Kevin Volland“ hat mit Leerzeichen 13 Anschläge, „Florian Neuhaus“ wären 15 – Überlänge, daher „Neuhaus“. Eine Sonderstellung erfährt die Torhüterposition mit ihrer Zusatzkennung: „Kevin Trapp (GK)“ – das sind opulente 16 Zeichen. Trapp ist vergönnt, was Neuhaus verwehrt bleibt.
Unser Lieblingsspieler ist die Nummer 26: Günter. Man muss ja schon froh sein, dass die UEFA nicht Christian geschrieben hat. Aber „Günter“ hat was. Es könnte der Künstlername eines Brasilianers sein, den ein altes Video von Günter Netzer fasziniert hat. Der Günter mit der Nummer 26 kommt aus Freiburg. Passt auch: Breisgau-Brasilianer. GÜNTER KLEIN