„Wir sind Anwärter auf den Titel“

von Redaktion

Portugals Ex-Stürmer Nuno Gomes über deutsche Tugenden, Ronaldos Stärke und EM-Favoriten

München – Vorsicht vor dem Superstar: Nuno Gomes (44) stand einst noch gemeinsam mit Cristiano Ronaldo (36) für die portugiesische Nationalmannschaft auf dem Platz, jetzt traut er seinem Weggefährten die alles überstrahlende Rolle bei der EM zu. Der Angreifer von Juventus Turin ließ gleich beim 3:0-Auftakt gegen Ungarn mit zwei Treffern aufhorchen. Vor Portugals zweitem Gruppenspiel gegen Deutschland (Sa., 18.00 Uhr, ARD und MagentaTV) spricht der ehemalige Torjäger Nuno Gomes über die Portugiesen, Ronaldo und das DFB-Team.

Was erwarten Sie von den Portugiesen bei der EM?

Portugal hat eine hervorragende Mannschaft und ist einer der Anwärter auf den Turniersieg. Und wir sind die Inhaber des Titels, was mehr Verantwortung bedeutet. Auf der anderen Seite wird es dadurch schwieriger, weil die anderen Teams auf der Hut sind und Portugal mit mehr Respekt betrachten werden.

Welchen Ausgang nimmt die Todesgruppe mit Deutschland, Frankreich und Portugal?

Fußball ist immer unberechenbar. Theoretisch ist dies keine gute Gruppe – und das gilt für alle Mannschaften darin. Aber Portugal hat Grund zu hoffen, denn sie haben eine großartige Mannschaft, die von Fernando Santos sehr gut trainiert wird. Es war wichtig, mit einem Sieg gegen Ungarn zu starten. Jetzt müssen sie versuchen, das Gleiche gegen Deutschland und Frankreich, die theoretisch stärksten Gegner, zu schaffen. Ich bin sicher, dass es ein harter Kampf um den ersten und zweiten Platz wird.

Was halten Sie von der deutschen Mannschaft?

Wie immer ist sie ein sehr starkes Team und großer Anwärter auf den EM-Titel. Außerdem wurden sie durch die Rückkehr von zwei sehr wichtigen und erfahrenen Spielern, Hummels und Müller, verstärkt. Es ist eine Mannschaft, die eine gute Mischung aus Jugend und Erfahrung hat, ein bisschen wie die portugiesische Mannschaft. Und Deutschland hat vom Mittelfeld bis in den Angriff Spieler, die den Unterschied ausmachen können. Nämlich Werner, Havertz, Goretzka, Sané und Gnabry. Ich kann auch Kroos und Gündogan nennen, zwei hervorragende zentrale Mittelfeldspieler. Nicht zu vergessen: Neuer, der einst als der beste Torwart der Welt galt. Kurz gesagt, sie sind ein komplettes Team, das aus großartigen Einzelpersonen besteht.

Sie haben schon mehrfach gegen deutsche Teams gespielt. Ist es wahr, was man über ihre körperliche Verfassung und die Mentalität sagt?

Das steht fest. Deutsche Spieler sind körperlich immer sehr stark, auf einem höheren Niveau als die meisten Fußballer in anderen Ländern. Und sie haben normalerweise eine aggressive Abwehr, die die Stürmer nicht spielen lässt und nicht viele Chancen zulässt. Aber in den letzten Jahren hat sich das Paradigma ein wenig geändert und wir haben mehr technisch starke Spieler in deutschen Mannschaften gesehen.

Cristiano Ronaldo ist bereits 38 Jahre. Ist er trotzdem noch einmal auf dem Höhepunkt seiner Kräfte?

Natürlich ist er das, denn er befindet sich körperlich und geistig noch immer auf dem Höhepunkt seiner Kräfte. Ich bin mir sicher, dass er dieser Europameisterschaft seinen Stempel aufdrücken wird, denn er taucht für Portugal gerne bei diesen großen Momenten auf. In dieser portugiesischen Mannschaft gibt es einige Offensivspieler, die für ihre Clubs viele Tore erzielt haben – zum Beispiel Frankfurts André Silva, Bruno Fernandes von Manchester United oder Liverpools Diogo Jota.

Glauben Sie, dass Portugal mittlerweile weniger abhängig von Ronaldo ist als früher?

Ja, wir haben eine Menge Optionen im vorderen Bereich mit viel Qualität. Zu den bereits erwähnten Namen möchte ich noch João Félix oder Bernardo Silva hinzufügen. Das sind zwei Spieler, die nicht viele Tore geschossen haben, aber immer viele Torraumsituationen schaffen. Und Portugals Offensivspieler haben unterschiedliche Eigenschaften, was Fernando Santos erlaubt, verschiedene Ansätze zu wählen.

Ist Fernando Santos der richtige Mann für den Job als Nationaltrainer von Portugal?

Es besteht kein Zweifel, dass Fernando Santos der richtige Mann für den Job ist. Unter seinem Kommando hat Portugal bereits die Euro 2016 und die Nations League 2019 gewonnen. Er hat das richtige Profil, um eine starke Mannschaft wie die portugiesische zu führen.

Interview: André Martins

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