München – Nach der 0:1-Auftaktpleite gegen Frankreich steht Deutschland an diesem Samstag gegen Portugal (18.00 Uhr, ARD) unter Druck. Eine weitere Niederlage kann sich die Mannschaft von Joachim Löw nicht erlauben. Die Frage, die alle Fußball-Fans beschäftigt: Wie soll der Bundestrainer seine Auswahl für das zweite Gruppenspiel umbauen?
Die Bayern-Spieler machen nach Informationen unserer Zeitung intern Druck, dass Löw Änderungen vornimmt. Sie wünschen sich einen Startelf-Einsatz von Leroy Sané und plädieren für eine Versetzung von Joshua Kimmich ins defensive Mittelfeld. Tenor: Wir brauchen ein eingespieltes Team. Daher wünschen sich die Münchner einen Bayern-Block. Wir haben uns umgehört und baten Welt- und Europameister um ihre Wunsch-Formation für das Portugal-Duell.
Lothar Matthäus (60): Neuer – Ginter, Rüdiger, Hummels, Halstenberg – Kimmich, Gündogan – Gnabry, Müller, Sané – Werner. – Der Weltmeister und Rekordnationalspieler sagt: „Wenn man so viele Spieler mit solch einer Qualität von Bayern München hat, könnte man auch ein System Bayern München spielen – mit Thomas Müller auf seiner Stammposition. Für die Sechser- bzw. Achterposition sehe ich Joshua Kimmich. Er hat in der Zentrale gefehlt und fühlt sich auf der rechten Seite nicht so wohl. Daneben würde ich Ilkay Gündogan oder Toni Kroos einsetzen.“
Thomas Helmer (56): Neuer – Ginter, Rüdiger, Hummels, Gosens – Kimmich, Kroos – Sané, Müller, Gnabry – Werner. – Der Europameister von 1996 sagt: „Thomas Müller entfaltet seine ganze Qualität, wenn er auf der 10 mit drei Offensivkräften um sich herum agieren kann. Joshua Kimmich ist mit seiner aggressiven Spielweise und seinen Bällen hinter die Abwehrketten im Zentrum wertvoller. Bei Matthias Ginter hätte ich auf der rechten Seite keine Bedenken. Er macht das alles immer sehr routiniert.“
Olaf Thon (55): Neuer – Ginter, Hummels, Rüdiger – Can, Kimmich, Kroos, Gosens – Gnabry, Werner, Müller. – Der Weltmeister von 1990 sagt: „Deutschland muss sich nun ins Turnier kämpfen und ein Zeichen setzen. Dafür sehe ich Emre Can als gute Option. Zudem kann Joshua Kimmich zentral mehr am Spiel teilnehmen. Die Offensive braucht eine Anpassung, denn Kai Havertz hat nicht überzeugt. Warum nicht eine Chance für Timo Werner?“
Hansi Müller (63): Neuer – Can, Süle, Hummels, Gosens – Kimmich, Gündogan – Müller, Kroos, Sané – Werner. Der Europameister von 1980 sagt: „Emre Can kann Rechtsverteidiger spielen, ist ein Charakterspieler, den du brauchst. Er kann dem Gegner wehtun. Im defensiven Mittelfeld wären Kimmich und Gündogan bei mir gesetzt. Sie sind zwei Topspieler. Davor Kroos als Stratege. Rechts vorne Müller, links Sané und Werner als Stürmer.“
Jürgen Kohler (55): Neuer – Ginter, Rüdiger, Hummels, Gosens – Neuhaus, Kimmich, Musiala – Volland, Gnabry, Müller. – Der Weltmeister von 1990 sagt: „Ich würde mit Spielern, die ins Eins-gegen-eins gehen, auflaufen. Jamal Musiala beispielsweise ist unerfahren und unbelastet. Warum nicht mal einen wie ihn ins kalte Wasser werfen? Das Auftreten der Mannschaft gegen Frankreich war positiv, aber jetzt muss sie viel mehr Akzente setzen. Daher wäre ein 4-3-3-System mit einem spielfreudigeren Mittelfeld meine Wahl.“
Thomas Häßler (55): Neuer – Ginter, Rüdiger, Hummels, Gosens – Kimmich, Goretzka – Gnabry, Müller, Sané – Werner. – Der Welt- und Europameister sagt: „Jogi sollte offensiver spielen lassen, in einem 4-2-3-1-System. Wir brauchen einen Stürmer, da gibt es zwei Optionen. Kevin Volland will immer, kämpft. Timo Werner müsste als Champions-League-Sieger eine breite Brust haben. Ich plädiere zudem für Joshua Kimmich auf der Doppel-Sechs. Neben ihm sollte Leon Goretzka so lange spielen, wie die Kräfte reichen.“
Thomas Strunz (53): Neuer – Ginter, Rüdiger, Hummels, Gosens – Kimmich, Goretzka – Havertz, Müller, Gnabry – Werner. – Der Europameister von 1996 sagt: „Wir müssen flexibler werden und brauchen mehr Tiefe im Spiel. Daher würde ich das defensive Mittelfeld ganz neu besetzen. Ilkay Gündogan und Toni Kroos sind mir zu langsam. In der Offensive müssen mehr Alternativen her, daher Müller ins Zentrum, Gnabry und Havertz an seine Seite. Von Leroy Sané bin ich nicht überzeugt. Der Junge ist eine Wundertüte, auf den kann man sich nicht verlassen. Havertz wirkt nicht frei im Kopf, weil er von Löw nicht das volle Vertrauen spürt. Aber er hat die Qualitäten.“
MARCEL SCHWAMBORN, MANUEL BONKE, PHILIPP KESSLER