Lange wird Joachim Löw nicht mehr deutscher Bundestrainer sein, auf der Zielgeraden seiner Amtszeit kann er sich eine letzte Umstellung sparen: Nicht die von der Dreier- wieder zur Viererkette, sondern die, die Namen seiner Spieler statt falsch richtig auszusprechen.
Leroy Sané heißt bei ihm „Sahne“ – wie das, was man auf den Obstkuchen tut; Robin Gosens ist bei Jogi „Gossens“ – als würde der Verteidiger aus der Gosse kommen.
Mit Leroy Sanés Vater Souleyman hat Löw in Freiburg gespielt; tatsächlich wurde der Stürmer damals in den 80ern in TV-Berichten „Sahne“ genannt, doch es gibt Aufzeichnungen von seinen Fernsehauftritten, bei denen er die richtige Aussprache vermittelt: Sané. Das a kurz, und der ´ hinten hat ja einen Sinn.
Gosens hingegen ist Neuland für Löw. Womöglich hat er den Schriftsteller Frank Goosen, der mal im Aufsichtsrat des VfL Bochum saß, im Kopf und denkt sich: oo = lang, o muss kurz gesprochen werden. Und hat ihm schon einmal jemand widersprochen, wenn er Jerome Boateng „Scheromm“ nannte? Und Serge Gnabry „Serrsch“ – also eher badisch derb als vornehm französisch?
Trainer und wie sie die Namen von Spielern aussprechen – das ist freilich auch eine spezielle Geschichte des Fußballs. Ottmar Hitzfeld lobte schon früh das Talent von „Toni Kross“ (vermutlich ein Verwandter des Schauspielers David Kross), Felix Magath ließ im Meisterjahr des VfL Wolfsburg abwechselnd Grafit, Grafite, Grafitsch und Grafitschi die Tore schießen.
Was Löws Sahne und Gossens betrifft, hatten wir uns Erhellung von der UEFA versprochen. Denn die hat am 8. Juni einen Aussprache-Führer („How to pronounce EURO 2020 players“) herausgegeben. Doch leider bringt uns die UEFA nicht weiter. Der deutsche Katalog besteht aus vier Namen: Noy-ah, Eel-kay Goon-doe-wan, Kim-ikh und Jan. Neuer, Gündogan, Kimmich haben wir (mit Mühe) erkannt. Aber wer ist „Jan“? Es soll Can sein, der selber sagt, seinen Nachnamen spreche man „Dschann“ aus.
Vorsicht also mit dem UEFA-Guide, der auch meint, den dem Ötztal entstammenden Alessandro Schöpf solle man „Sherpf“ intonieren.
Sorry, UEFA, da glauben wir ja noch lieber an Jogi, Sahne und Gossens. GÜNTER KLEIN