„Bratwurst“ steht groß auf einem Schild in der Münchner Arena. Die klarste Art der visuellen Kommunikation in einem Fußballstadion. Die UEFA, aktuell Hausherr in Fröttmaning, hat darauf verzichtet, die Wegweisung abzuhängen – obwohl sie ihr eigenes Catering anbietet.
Der Auszug aus. . . nein, die komplette Karte: „Frisch gebackene Breze 5,00 €. Sandwich 4,50. Popcorn 4,50. Vanilleeis mit Schokoladenglasur am Stiel 3,00. Waffelhörnchen mit Erdbeer und Vanille 3,00. Eispraline (Eiskonfekt) 3,00.“ Vielleicht etwas dessertlastig, doch auf alle Fälle sowohl international (Sandwich) als auch regional („Freshly Baked Pretzl“). Und: Wie wir bei den beiden bisherigen Spielen in München feststellen konnten: Die Leute stellen sich an, sie drängen sich, Stewards müssen regulierend eingreifen und auf die 1,5 Meter Abstand hinweisen.
Verstehen muss man das nicht. Aber wird es nicht allmählich Zeit, dass die Wissenschaft den „homo stadionensis“ erforscht? Wie tief verankert in seiner Genetik ist die Sicherung von Nahrung? Warum glaubt er in der Stadiongastronomie Werte zu entdecken, die ihm das von daheim mitgebrachte und eingeschmuggelte Butterbrot nicht bietet?
Dabei wäre gerade ein Abendspiel der ideale Einstieg in ein neues Leben. Zu Hause essen, Aufbruch gegen 18 Uhr, Verdauungsspaziergang über die Arena-Esplanade, im Innenlauf einmal ums Stadion herum, Treppen steigen, 21 Uhr Anpfiff, 23 Uhr Ende, 24 Uhr zurück, ins Bett – und am nächsten Morgen stellt man fest, bereits erfolgreich intervallgefastet zu haben. Zum Frühstück dann Brezen vom Bäcker. Für 5 Euro sieben Stück. Hält satt bis 18 Uhr. GÜNTER KLEIN