KOLUMNE

Klosterberg und Halstenmann

von Redaktion

Neulich bei der DFB-Pressekonferenz. Zoom-Meeting, 38 zugeschaltete Medien. Die Sache war im Grunde schon vorbei, nicht weiter der Rede wert, aber oh, eine letzte Frage noch an Lukas Klostermann. Schalte aus dem Medienzentrum in Herzogenaurach zum Kollegen hoch im Norden. „Herr Halstenberg, ähm, grummel.“ Ein unsachlicher Einstieg in die letzte Frage. Denn der vermeintliche Herr Halstenberg ist in Wahrheit doch Herr Klostermann, schon die zehn Fragen zuvor übrigens, ohne dass er jetzt anders aussehen würde. Der Klostermann reagiert noch nicht mal irritiert: „Die übliche Verwechslung, hahaha.“ Aber warum passiert das immer wieder? Klostermann, Lukas, 25 Jahre alt, 1,89 m groß, Rechtsverteidiger bei RB Leipzig. Halstenberg, Marcel, 29 Jahre alt, 1,88 m groß. Linksverteidiger bei RB Leipzig. Der eine rechts, der andere links, beide fast gleich groß, vergleichbarer Körperbau, der eine etwas schneller im Antritt (Klostermann), der andere zünftiger im Zweikampf (Halstenberg). Beide mit ein paar Länderspielen auf dem Buckel. Halstenberg sogar schon mit einem Tor für Deutschland. Ähnliche Kopf- und Gesichtsform, ähnliche Frisur, unterschiedliche Haarfarbe. Halstenberg ins rötliche übergehend, Klostermann blond, beide Augen in tiefen Höhlen. Halstenberg ist der mit dem Bart. Beide spielen keinen Angeberfußball, sondern grundsolide. Klostermann ist derzeit allerdings verletzt, Muskelzerrung, lästige Sache. Halstenberg durfte Samstag gegen Portugal zum Ende hin noch eine ganze Zeit lang mitspielen. Er blieb eher unauffällig, klostermannig. Sollen die Leute doch sagen, sie seien farblose Gesellen, die man kaum unterscheiden kann. Kein Grund, sich zu grämen. Sie haben es beide zu Nationalspielern geschafft, sie tun das, wovon viele träumen, Klosterberg und Halstenmann. JAN CHRISTIAN MÜLLER

Artikel 9 von 11