München leuchtet – aber später

von Redaktion

UEFA untersagt Arena in Regenbogenfarben am Ungarn-Spieltag

VON GÜNTER KLEIN

Herzogenaurach – Die Münchner Arena wird am Mittwochabend zum deutschen EM-Spiel gegen Ungarn nicht in den Farben des Regenbogens leuchten. Ein breites Münchner Stadtratsbündnis hatte das angeregt, auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder war dafür. Und FC-Bayern-Nationalspieler Leon Goretzka sagte: „Es wäre eine tolle Idee. Ich freue mich über jedes Zeichen, das gesetzt wird.“ Doch die UEFA spielt nicht mit. Sie ist während der EM der Hausherr und erklärte am Montagabend ihr Nein.

Es war nicht überraschend, wenn man bedenkt, wie allergisch sie bereits auf Manuel Neuers bunte Binde reagierte. Und dem DFB war auch nicht daran gelegen, einen möglichen Konflikt mit UEFA und ungarischem Verband auszutragen. „Man sollte sich nicht in den 23. Juni verbeißen“, meinte Nationalmannschaftssprecher Jens Grittner am Montagmittag und nannte schon mal alternative Daten für die Pro-Diversitäts-Illuminierung der Arena: den weltweiten Christopher Street Day am 28. Juni oder die Münchner „Pride Week“ vom 3. bis 11. Juli. Nur: Am 28. Juni wird die EM in Bukarest und Kopenhagen sein, und am 3. Juli ist das Turnier für München vorbei. Das vierte und letzte Spiel, ein Viertelfinale, steigt am 2. Juli. Niemand würde auf München schauen, wenn der Regenbogen in die Nacht leuchtet.

Er sollte aber ein sichtbares Zeichen, gekoppelt an das Spiel morgen (21 Uhr) gegen Ungarn, sein. Weil es homosexuellen und Transgender-Menschen dort schwer gemacht wird, sichtbar zu werden. Zudem hat sich in Ungarn ein Klima des Rassismus und rücksichtslosen Nationalismus entwickelt. Frankreichs Kylian Mbappé bekam in Budapest Affenlaute zu hören, ein Block im Stadion war besetzt mit Mitgliedern der „Carpathian Brigade“, einer bekannten Neonazi-Gruppe.

Die UEFA sorgte am Sonntag für Verwunderung und vor allem Empörung, als sie vom DFB eine Stellungnahme erbat, warum Manuel Neuer in den beiden bisherigen Spielen mit einer Regenbogen-Kapitänsbinde angetreten sei. „Come on, UEFA, das kann doch nicht euer Ernst sein?“, kommentierte Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger auf Twitter. Der DFB sagt, es sei keine Ermittlung, sondern eine Überprüfung gewesen, warum Neuer nicht die offizielle von der UEFA übergebene Binde aus den „Kit Regulations“, den Ausrüstungsbestimmungen des Turniers, getragen habe. „Dem haben wir uns widersetzt“, so Sprecher Grittner. Er stellt klar: Es habe keine Anzeige eines anderen Verbands vorgelegen (also auch nicht des ungarischen), der „Match Delegate“ der UEFA habe in seinem Bericht vermerkt, dass die Binde aus dem Rahmen gefallen sei.

Letztlich legte die UEFA die Sache aber zu den Akten, erkannte den Anlass – den „pride month“ Juni – als „good cause“, als guten Grund für Neuers Aktion an. Schließlich hatte die UEFA 2019 noch selbst stolz Tweets mit Regenbogen-Optik verbreitet.

Für den DFB keine einfache Situation im Moment: Er will weltoffen dastehen („Wir sind bunt“), aber keinen Konflikt eingehen, und die Mannschaft soll nicht zu sehr von der sportlichen Mission abgelenkt werden. Dass die Spieler vor Anpfiff in die Knie gehen, wäre ein mögliches Zeichen. Dass man das noch nicht gemacht habe, heiße nicht, so Goretzka, „dass wir nicht teilen, worauf damit aufmerksam gemacht wird“. Auf jeden Fall wird Manuel Neuer wieder die Regenbogen-Binde um den Arm legen.

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