Lukas Hradecky
Um zehn Minuten nach Mitternacht holte sich Unglücksrabe Lukas Hradecky (Foto: afp/Kirill Kudryavtsev) doch noch ein gutes Gefühl für die Nachtruhe ab. Rund 500 finnische Fans hatten im Stadion von St. Petersburg ausgeharrt und spendeten dem Torhüter und seinen geknickten Mitspielern einen warmen Applaus. Hradecky war sichtlich gerührt – und das dürfte den Ärger über seinen EM-Patzer etwas gemildert haben. Der 31-Jährige hatte mit einem Eigentor (74.) die 0:2 (0:0)-Niederlage im Gruppenfinale gegen Belgien eingeleitet – es könnte das EM-Aus des Turnier-Neulings bedeuten. Nach einem Kopfball von Thomas Vermaelen prallte der Ball per Aufsetzer ans Lattenkreuz, von da an die linke Hand des verdutzten Keepers und dann schließlich über die Linie. Bis dahin hatte Hradecky eine bärenstarke Leistung gezeigt. Auch deshalb gab es aus dem Team heraus keine Vorwürfe. Das Gegentor sei „natürlich enttäuschend“, sagte Nationaltrainer Markku Kanerva, der aber eher Hradeckys Vorderleute kritisierte: „Vermaelen hätte den Kopfball so nicht nehmen dürfen.“ Auch von Hradeckys Arbeitgeber gab es Rückendeckung. „74 Minuten absolute Weltklasse. Wir sind stolz auf dich, Lukas Hradecky“, twitterte Bayer Leverkusen.
Heiserkeit
Erst 90 Minuten durch eine schwülheiße St. Petersburger Nacht auf den Rasen brüllen, dann mit der gleichen Stimme auch noch all die Fragen der Journalisten beantworten? Da geriet Belgiens Nationaltrainer Roberto Martínez (Foto: dpa/Igor Russak) irgendwann ins Straucheln. Mit sichtlich angekratzter Stimme schlug er im Verlauf der Pressekonferenz scherzend vor: „Ich kann auch Gebärdensprache!“ Nach dem 2:0 gegen Finnland beließ es der Spanier aber bei der Ankündigung und arbeitete – Heiserkeit hin oder her – weiter Frage für Frage ab.