KOMMENTAR

Dänisches Spektakel

von Redaktion

Das Erstaunliche am Fußball ist, dass sich bisweilen die schönen Dinge wiederholen. Wir erlebten somit bei dieser EM bereits die Wiedergeburt italienischer Turnierstärke. Und nun zeigte sich in Kopenhagen ein Phänomen, das einst den Kampf- bzw. Künstlernamen „Danish dynamite“ trug, dänisches Dynamit.

Nicht zuletzt den Nostalgikern dürfte es sehr warm ums Herz geworden sein, als sich Dänemark mit einem 4:1 gegen Russland ins Achtelfinale ballerte. Erinnerungen wurden da wach an jene Ausnahmekicker, die in den 80er-Jahren Dänemark von einer unbedeutenden Fußballnation in eine bestaunte Attraktion verwandelten. Die Hauptdarsteller dieser von Angriffslust angetriebenen Crew hießen Laudrup, Elkjaer-Larsen, Lerby, Olsen, Arnesen. Auch ein Schmeichel stand damals schon im Tor. Peter hieß er. Aktueller Keeper ist Kasper, sein Sohn. Noch so ein Nostalgieaspekt.

Die Helden von einst spielten vor allem schön und mitreißend, den einzigen Titel (Europameister 1992) errang Dänemark erst, als die meisten Spieler aus der Dynamit-Ära schon abgetreten waren. Seither waren die Dänen zwar meist mit dabei, aber nie sonderlich aufsehenerregend. Doch jetzt die Fußball-Explosion. Die Wiederkehr von Wucht und Spektakel. Dass diese EM dabei ein beeindruckendes Stimmungshoch erlebte, lag auch an den 25 000 Zuschauern, die sich in einen Begeisterungstaumel hineinsteigerten. Wie wohltuend anders war das doch als der demonstrative Nationalismus, der sich während dieser EM in Ungarn und Russland präsentierte.

Natürlich spielte dabei auch noch die Geschichte des im Auftaktspiel bewusstlos zusammengebrochenen Christian Eriksen mit – der inzwischen wieder Grußbotschaften sendet. Den ersten Schock haben die Dänen überwunden, ihn in positive Kraft umgewandelt. Wenn das kein Stoff für Fußball-Legenden ist. Sogar der TV-Reporter Tom Bartels ließ sich von den Emotionen anstecken, kommentierte mit solcher Inbrunst, dass sich die ARD bei jenen Zuschauern entschuldigte, die ihn für parteilich hielten. Das hätte es nicht gebraucht. Weswegen wir von dieser Stelle aus betonen möchten: Lieber Kollege, wir sind ganz auf deiner Seite.

VON ARMIN GIBIS

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