Los Angeles – Carl Nassib hat mit sich gekämpft. 15 Jahre lang, dann war der Moment gekommen: „Ich wollte nur kurz sagen, dass ich schwul bin.“ Mit diesen Worten schrieb Nassib am Montag Geschichte, mitten im „Pride Month“ outete sich der 28-Jährige als erster aktiver Profi in der US-Footballliga NFL.
„Ich wollte das schon eine ganze Weile tun, nun fühle ich mich bereit, das loszuwerden“, sagte der Defensive End der Las Vegas Raiders in einem Video auf seinem Instagram-Kanal. Nassib verknüpfte sein Coming Out mit einer Spende für das „Trevor Project“, einer gemeinnützigen Organisation, die Krisenmanagement bei selbstmordgefährdeten Jugendlichen der LGBTQ-Community betreibt.
Entscheidend für den bahnbrechenden Schritt sei die Unterstützung seiner Familie, der Trainer und Teamkollegen gewesen. „Ich hätte das ohne sie niemals tun können“, sagte Nassib, der seine Karriere 2016 bei den Cleveland Browns begonnen hatte.
„Die NFL-Familie ist stolz, dass Carl heute so mutig die Wahrheit mitgeteilt hat. Wir teilen seine Hoffnung, dass so ein Statement auf dem Weg zur Gleichberechtigung der LGBTQ-Gemeinschaft schon bald keinen Meldungswert mehr hat“, teilte Commissioner Roger Goodell mit.
Nassib erhielt viel Zuspruch. „Ein unglaublicher Moment“, twitterte der frühere NFL-Star Julian Edelman. „Verbreitet die Liebe an das Trevor Project – eine sehr noble Geste.“ Bislang hatten sich Profis nach ihrem Karriereende geoutet. 2014 wurde Michael Sam von den St. Louis Rams gedraftet, nachdem er sich offen zu seiner Homosexualität bekannt hatte, ihm gelang der Sprung in den Kader nicht.
Die Ausgangslage für Nassib ist eine andere, der Verteidiger ist eine feste Größe in der Liga. Raiders Cheftrainer John Gruden betonte: „Ich habe schon vor langer Zeit gelernt, dass das, was einen Mann anders macht, ihn großartig werden lässt.“
Ob andere Nassibs Beispiel folgen werden, bleibt abzuwarten. Noch lässt sich die Zahl der offen schwulen Athleten in den großen US-Ligen an einer Hand abzählen. sid