Mit der Lockerheit des Alters

von Redaktion

Golfer Alex Cejka spielte auf der Senioren-Tour groß auf – das will er nun auch in Eichenried

VON CHRISTIAN FELLNER

München – Locker und lässig stand er da. In kurzer Hose und T-Shirt. Alex Cejka war die Glücksfee. Wie beim Lotto zog er die Kugeln aus dem Apparat und loste das Pro-Am-Turnier für die BMW International Open aus. Geduldig zog er das Programm durch. 45-mal holte er so ein kleines weißes Bällchen aus der Maschine. Cejka hat keine Hektik, der 50-Jährige ist gut drauf, plaudert munter. Logisch. In seiner Golf-Kariere hat sich spät ganz plötzliches vieles zum Besseren gewendet. Der Profi, der in München aufwuchs, ist der Überraschungsmann auf der US-amerikanischen Champions Tour, hat dort zwei Major-Turniere gewonnen, also die großen, höchstdotierten Wettbewerbe, von denen es bei den Senioren fünf an der Zahl pro Saison gibt.

Auf dieser Tour hat in den vergangenen Jahren schon Bernhard Langer für Furore gesorgt, die Amerikaner zur Verzweiflung gebracht. Der nun 63-Jährige räumte fast alles ab, was dort in dieser Ü50-Serie zu holen ist. Und nun wieder ein Deutscher. Cejka ist selbst erstaunt. „Ich kann es mir gar nicht erklären“, sagt er nun am Rande der BMW International Open. „Das war ein crazy Monat.“ Ein verrückter. „Ich wurde 50, bin auf diese Tour, musste am Anfang die Montagsturniere spielen, um mich überhaupt zu qualifizieren.“ Und plötzlich ging der Knoten auf.

In den USA steht in diesen Tagen das dritte dieser Major-Events für die Ü50 an. Cejka aber entschied sich für München. „Es ist einfach so ein schönes Turnier, ich bin hier aufgewachsen, ich wollte wieder dabei sein, nachdem ich jetzt doch drei oder vier Jahre nicht gespielt habe.“ In den ersten 25 Jahren gehörte er zum Inventar. Er muss selbst lachen. Ja, so lange ist er dabei.

Ob er nun als frischer Major-Sieger Chancen habe, auch in Eichenried zu gewinnen, das vermag er schwer einzuschätzen. „Chancen sind immer da. Ich habe zuletzt super gespielt, aber hier sind so viele, die alle gewinnen wollen – und es auch können. Das können nicht nur fünf.“ Man müsse in München sehr gut spielen. „15 bis 20 unter Par“, schätzt Cejka. Dazu kommt für ihn, dass er auf dem Platz seit dem Umbau nicht mehr gespielt hat. Am Montag drehte er schon einmal eine Runde, war überrascht. „Das ist viel schwieriger und länger geworden, die Grüns haben viele Wellen.“

Cejkas Lockerheit strahlen auch die anderen Stars aus. Erklärbar. Denn Viktor Hovland, Martin Kaymer oder auch Bernd Wiesberger kommen – wie in jedem Jahr – direkt per Charterflug von den US Open. Die fanden heuer auch noch in Kalifornien statt. „Ein langer Weg“, sagt Hovland, der Stareinkauf der BMW Open. Aber er habe gut geschlafen. „Ich kann mich nicht beschweren, mir geht’s gut.“ Die Verantwortlichen zuckten sicher zusammen, als der norwegische Senkrechtstarter vergangene Woche die US Open aufgeben musste. Er hatte Sand ins Auge bekommen – und bekam ihn nicht mehr heraus. „Das war verrückt. Ich hatte ihn 15 Minuten im Auge, das hat stark gekratzt, aber jetzt passt alles wieder.“

Auf seine Premiere in München freut er sich. Auch wenn natürlich die obligatorische Stadtrundfahrt und andere der sonst üblichen Verlockungen auf ein nächstes Mal warten müssen. Denn die Spieler dürfen sich coronabedingt bei jedem Turnier nur in einer Blase aufhalten, die sehr klein ist: Hotel und Golfplatz. „Schade, weil ich noch nie in München war“, räumt Hovland ein.

Das tut auch Martin Kaymer, der gestern nebenbei seinen Olympia-Verzicht offiziell machte. „Ich habe immer gerne hier gespielt“, betont er. Er ist schließlich auch der erste und einzige deutsche Heimsieger in Eichenried. Gleich im Jahr 2010 gelang ihm dieser Coup als junger Emporkömmling. Bei den US Open belegte er zuletzt Rang 26, bewies nach schwachem Start Kämpferqualitäten. Man darf gespannt sein. Wie auch bei den anderen 13 Deutschen, die beim zweiten Heimspiel dieser Golfsaison dabei sind. Drei zweite Plätze haben Maximilian Kieffer und Nicolai von Dellingshausen heuer schon belegt. Vielleicht klappt es ja mit der Cejkaschen Lockerheit nun für den ganz großen Wurf.

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