2:2 – Goretzka erlöst die DFB-Elf

von Redaktion

Nach großem Bangen gegen Ungarn: nun im Achtelfinale gegen England

VON JONAS AUSTERMAN

Blamage verhindert! Die deutsche Nationalmannschaft hat sich am Mittwochabend im letzten Gruppenspiel zum einem 2:2 (0:1) gegen Ungarn gezittert. Das reicht für den Einzug ins Achtelfinale der Europameisterschaft – die einzige positive Nachricht nach einem ideenlosen und indisponierten Auftritt des Teams von Joachim Löw. Jetzt geht’s im ersten K.o.-Spiel gegen England (29. Juni, 18 Uhr).

„Wir haben extrem gute Moral bewiesen“, meinte der Bundestrainer. „Wir haben viele Fehler gemacht, aber gekämpft, bis der Ausgleich gefallen ist.“ Kapitän Manuel Neuer hatte einen „Nervenkrimi“ gesehen und erklärte: „Es ist natürlich schwer gegen diese vielbeinige Abwehr, wenn man 0:1 hinten liegt.“

Bereits nach elf Minuten gab’s für Deutschland im verregneten München die kalte Dusche. Ungarn konterte nach einem Fehlpass von Matthias Ginter. Roland Sallai hatte rechts im Halbfeld zu viel Platz, seine Flanke fand Sturmtank Adam Szalai. Der Mainzer hatte sich im Rücken von Hummels weggeschlichen, köpfte wenige Meter vor Manuel Neuer per Flugkopfball zum 0:1 ein.

Plötzlich war Deutschland Gruppenletzter – und ausgeschieden. Doch noch war Zeit genug, das Tableau zu richten. Kai Havertz zog das Tempo an, spielte von der Grundlinie quer. Einen Abnehmer fand er nicht, Robin Gosens rutschte vorbei (17.). Deutschland drückte, Ungarn wackelte. Hummels setzte nach Joshua Kimmichs Ecke wuchtig zum Kopfball an und traf nur das Gebälk (21.). Wenige Sekunden später fiel Ginter der Ball vor die Füße, fünf Meter vor dem Tor stocherte er das Leder aber nur in die Arme von Peter Gulacsi.

Die ungarische Fünferkette stand tief, fand fast ausschließlich Gefallen am beherzten Verteidigen. Das Drumherum passte: Regenböen peitschten durch die Arena, einige Fans flüchteten ins Trockene. Weltuntergangsstimmung – mit diesem Gefühl ging’s in die Halbzeitpause.

Heraus kam die Löw-Elf mit einem neuen Plan: Kimmich rückte von Rechtsaußen in die Mittelfeldzentrale, aus dem 3-4-3-System wurde ein 4-2-3-1. Die DFB-Auswahl spielte nach vorne, ließ die Entschlossenheit aber vermissen. Gute Nachrichten trudelten aus Budapest ein. Im Parallelspiel ging Frankreich gegen Portugal 2:1 in Führung, die Deutschen wären als Dritter weiter.

In München trauten sich die Gäste mehr zu. Sallai traf per Freistoß sogar den linken Pfosten (62.). Und dann meldete sich wieder Budapest: Portugal hatte ausgeglichen, Deutschland wäre wieder raus.

Es musste etwas passieren, es passierte etwas. Kimmich hob einen Freistoß aus dem Mittelfeld in den Strafraum, Gulacsi segelte vorbei. Hummels leitete mit dem Schädel weiter, Havertz köpfte ins leere Tor – 1:1, Deutschland wieder Zweiter (66.).

Lange währte die Freude nicht, Ungarn spielte vom Anstoß weg nach vorne. Andras Schäfer spielte Doppelpass mit Szalai, lief Leroy Sané und Hummels davon, köpfte klug vorbei am herauseilenden Neuer. Das 1:2, Jogis Jungs unter Schock und wieder Gruppenletzter (68.).

Von einem Aufbäumen keine Spur, vieles aber blieb halbherzig. Toni Kroos brach nach Doppelpass mit Gosens durch, feuerte rechts vorbei (81.). Dann kam Leon Goretzka! Joker Jamal Musiala leitete ein, Joker Timo Werner zog ab, den abgewehrten Ball drosch der dritte Joker im Bunde aus 15 Metern zum 2:2 in die Maschen (84.). „Ich bin überglücklich“, sagte Goretzka. „Der Ball fällt mir vor die Füße – und dann zählt nur noch: rein damit.“ Deutschland rettete sich als Zweiter ins Achtelfinale. Ein blaues Auge bleibt, jetzt wartet England. Kimmich meinte: „Geil! Ein schöneres Spiel gibt es fast nicht.“

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