„Einfach restlos überfordert“

von Redaktion

Paul Breitner zieht ein ernüchterndes Fazit nach der Gruppenphase für die Löw-Elf

München – Die deutsche Elf steht im EM-Achtelfinale! Das 2:2 gegen Ungarn reichte zum Weiterkommen als Gruppenzweiter, womit der dreifache Europameister nun auf die Engländer trifft. Vom Duell mit den Three Lions will Paul Breitner aber erst mal nichts wissen. In unserer Zeitung erklärt er, warum die DFB-Elf sich lieber erst mal mit sich selbst beschäftigen sollte.

Herr Breitner, wie fällt Ihr Fazit nach der Gruppenphase aus?

Grundsätzlich ist jede EM nur eine Zwischenstation, um zu sehen, wer bei der nächsten WM das Zeug für den Kader oder die erste Elf hat. Nach drei Spielen müssen wir feststellen, dass wir auf dieser Ebene einfach restlos überfordert sind. Wir haben eine Mannschaft, die von vorne bis hinten nicht Fisch und nicht Fleisch ist. Wir haben drei Innenverteidiger, von denen alle drei nicht wissen, was der andere tut und wie man sich gerade selbst zu positionieren hat. Wir bekommen Tore, da muss man sich fragen: Was soll das?

Gegen die Ungarn waren es schon wieder zwei.

Einfacher kann ich es dem Gegner ja nicht mehr machen. Das kommt daher, dass keine Abstimmung da ist. Jeder denkt, dass sein Nebenmann zuständig sei. Das geht einfach nicht. Wenn du mit drei Verteidigern spielst, dann sollte jeder von ihnen auch mal erkennen, wann er schlichtweg Manndecker zu sein hat. Nicht mehr und nicht weniger.

Vorne war es – gelinge ausgedrückt – auch zäh.

Mindestens 70 Minuten lang war das alles nur ein peinliches Hin- und Hergeschiebe des Balls. Und das auch noch gepaart mit einer Unzahl von Rückpässen zu Neuer.

Und jetzt geht es gegen die Engländer in Wembley.

Es muss doch immer um die eigene Stärke gehen. Wie viele gab es, die das 4:2 gegen Portugal hochgejubelt haben? Dass wir auch aufgrund von zwei Eigentoren in dieser Höhe gewonnen haben, hat wohl niemanden interessiert.

Was muss passieren?

Ich habe den Eindruck, dass in dieser jungen Mannschaft gar nichts passiert. Auch gestern haben wir einmal mehr gesehen, dass von den eigentlich kreativen Akteuren viel zu viele Sicherheitsfußball bevorzugen. Jegliche Vorwärtsbewegung wird dadurch sofort wieder zum Stillstand gebracht. Kann es mal nach einem Ballgewinn in höchstem Tempo nach vorne gehen, wird das Spiel abgebremst.

Interview: J. Carlos Menzel López

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