DFB im Achtelfinale, aber:

Mehr Zweifel als Zuversicht

von Redaktion

GÜNTER KLEIN

Fritz-Walter-Wetter war das gestern nicht. „Dem Fritz sei Wetter“ war 1954 in Bern ein beharrliches Nieseln, am 23. Juni 2021 tobte zeitweise eine Regenpeitsche durch die Münchner Arena bei Deutschland – Ungarn. Man wird es vielleicht als Adam-Szalai-Wetter abspeichern. Denn dieser in die Jahre gekommene Stürmer aus Mainz schaffte es, die deutsche Elf, in der jeder eine größere Reputation genießt als er, ins Wanken zu bringen. Und Andras Schäfer verschärfte die Lage.

Was man hatte vermeiden wollen: Plötzlich war man wieder mittendrin in einem Spiel wie 2018 gegen Südkorea: Eindeutiger Favorit, das Achtelfinale nur eine Pflichtübung entfernt – und doch. . . wurde es unfassbar zäh.

Die UEFA hatte den Deutschen mit drei Spielen in München einen Trumpf in die Hand gegeben. Daraus muss man dann halt einfach mehr machen. Dem Weltmeister Frankreich zu unterliegen – kein Ding. Ebenso normal ein Sieg dann über Portugal, man ist der ewige Angstgegner der Generation Cristiano Ronaldo. Doch mit dem Boost eines 4:2-Sieges und der Entdeckung des Robin Gosens muss dann etwas anderes entstehen als ein hilfloses Anrennen gegen Ungarn, das nun wahrlich nicht mehr die Fußballnation von einst ist. Die Klasse einer Mannschaft erkennt man auch daran, wie sie Überlegenheit umsetzt. Doch dieses Manko hat sich in den deutschen Fußball hineingefressen. Er hat vielleicht doch nicht so viele Weltklassespieler, wie er aufgrund einiger Vereinserfolge (vor allem der Bayern) zu haben glaubt. Der Unterschied zu Russland vor drei Jahren: Bessere interne Stimmung – und dann halt auch mal Glück.

In Joachim Löws Bundestrainer-Karriere hatte es, daran erinnert man sich, ein weiteres Unwetter-Spiel gegeben: bei der WM 2014 im brasilianischen Fortaleza. Auch das ein letztes Vorrundenspiel, aber nicht von existenzieller Schwere. Gegen die USA coachte Löw im strömenden Regen, der die Stadt unter Wasser setzte, Hemd und Haar klebten an seiner Haut, es war sein „wet look“, der signalisierte: Er kämpft. Das hat er auch gegen Ungarn getan. Doch ob für ihn wie vor sieben Jahren noch eine Strecke von vier Spielen und ein Titel folgen wird – die Zweifel sind gestern eher gewachsen als die Zuversicht.

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