Budapest – Untröstlich verharrte Georginio Wijnaldum im Mittelkreis der prall gefüllten Puskas-Arena, nachdem der Sturmlauf der Niederländer völlig überraschend vom tapferen Außenseiter Tschechien gestoppt worden war. Das unerwartete 0:2 (0:0) nach einer enttäuschenden Vorstellung im EM-Achtelfinale versetzte der holländischen Fußball-Euphorie einen herben Dämpfer.
Als die Mannschaft von Bondscoach Frank de Boer durch den Platzverweis gegen Matthijs de Ligt (52.) wegen Handspiels in Unterzahl spielte, sorgten Tomas Holes (68.) und der Leverkusener Patrik Schick mit seinem vierten Turniertor (80.) für Katerstimmung. Am Samstag geht es im Viertelfinale in Baku gegen Dänemark.
„Mir geht alles durch den Kopf. Wir haben zu wenig geleistet. Ich weiß, dass die Liebe des Landes zu uns im Laufe des Turniers gewachsen ist. Es ist sehr schmerzlich, sehr schwierig“, sagte Wijnaldum: „Von der Roten Karte konnten wir uns nicht erholen.“
Die beste Offensive der Gruppenphase blieb über weite Strecken völlig harmlos und konnte die hohen Erwartungen nicht erfüllen. „Das hätte niemand gedacht, dass wir das schaffen und so weit kommen. Wir sind unglaublich glücklich“, sagte Schick. Seine Mannschaft habe „vielleicht nicht die großen Stars“, aber Tschechien habe einen „wahnsinnigen Teamspirit“ gezeigt.
Mit dem Schwung aus der Gruppenphase suchten die Niederländer gleich den Weg in die Offensive. Immer wieder im Blickpunkt: die pfeilschnellen Memphis Depay und Donyell Malen. Vor allem nach Hereingaben von den Außenbahnen sorgte die Elftal in der Anfangsphase für einige brenzlige Situationen im tschechischen Strafraum. Doch nur Denzel Dumfries (13.) kam zu einer zwingenden Chance.
Die Tschechen stemmten sich ohne ihren Taktgeber und Kapitän Vladimir Darida gegen die dominanten Niederländer. Doch die Mannschaft von Trainer Jaroslav Silhavy nahm Oranje geschickt den Anfangsschwung und sorgte durch Tomas Soucek (22.) sowie Antonin Barak (38.) selbst für Gefahr.
Bis auf wenige Momente enttäuschten die Niederländer im ersten Durchgang, nur selten blitzte der Spielwitz der Offensivstars auf.
So etwa auch nach der Pause, als Depay Malen mit einem Hackenzuspiel in Szene setzte, der aber frei vor Keeper Tomas Vaclik die beste Möglichkeit ausließ (52.). Auf der Gegenseite klärte de Ligt den Ball mit der Hand vor Schick, verhinderte damit eine klare Torchance und flog nach Videobeweis vom Platz.
Die beiden Szenen versetzten den Niederländern einen Schock, den die Tschechen umgehend zu nutzen versuchten. Gleich im Anschluss blockte Dumfries noch gerade so den Abschluss von Pavel Kaderabek (64.), beim Führungstreffer köpfte Holes allerdings frei aus kurzer Distanz ein – und belohnte sein Team für die Drangphase. Schick machte mit einem Linksschuss ins kurze Eck nach schöner Holes-Vorlage alles klar. sid