TV-KRITIK
You never talk alone. Nachdem der EM-Entzug überstanden ist, haben am Samstag wieder zahllose Menschen erklärt, wie Fußball geht. Und die Zuseher haben erfahren, wie man die Leutchen ausspricht, die in Kopenhagen wohnen. Jessy Wellmer hat das erledigt, im Gespräch mit Schweini: „Du sagst Däaanen. Ich würd ja immer als Norddeutsche Dehnen sagen.“ Im Hintergrund führten dabei die Dehn-Dänen ihre Dähnungsübungen aus. Sie sähen, liebe Leser: Die TV-EM wird immer noch skurriler. Wir haben die Einzelkritik.
– Almuth Schult: Großartig. Redete kein Wort Unfug. Hielt die Zuschauer nicht für blöder, als sie sind. Sabbelte nicht dazwischen. Und schwieg wunderbar. Gut, das mag auch dran liegen, dass Almuth und ihre ARD-Quasselbrigade am Samstag gar nicht auf Sendung waren. Für einen Tag wurden die Experten zu Ex-Experten. Und man lernte: Die angenehmsten Fußballerklärer sind meistens die, die gar nicht da sind. Note 1
– Jessy Wellmer: Die Nassforscherin vom Ersten versuchte immer wieder, ihrem Schweini substantielle Aussagen zu entreißen. Sie über Delta: „Ist schon insgesamt ne knifflige Situation.“ Er: „Ist schon knifflig.“ Sie über den Wales-Superstar: „Gareth Bale, wie findste ihn?“ „Gut.“ Sie über die Jogi-Taktik: „Der Bayern-Block gäbe ja durchaus Sinn, ne, hm?“ Watt sachste, ne, hm? Sach doch watt, Altaaaa! Aber der Kerl bleibt verstockt und sacht nix. In der Pause enthüllte die von Dehnenbier geduschte Jessy: „Bastian, klebst Du auch so? Meine Hand am Mikro, es ist irgendwie…“ Man will das gar nicht en detail wissen, wegen Kopfkino. Die Wellmerin bleibt obskur, aber lustig. Auf ihre Art. Note 3
– Bastian Schweinsteiger: „Bist Du schon in K.o.-Runden-Stimmung so langsam, bist Du bereit?“, erkundigte sich Jessy beim Klebe-Basti. Da bangte das Land: Ist Bastian bereit? Gottlob kamen dann die erlösenden Worte: „Ja, ich bin bereit. Ich freu mich, dass endlich wieder Finals da sind.“ Bereit-Basti war dermaßen unfassbar ready, dass er als Kolbermoor-Schopenhauer die Philosophie des Fußballs in ihrer ganzen Tiefe durchdrang: „Das Ergebnis ist natürlich wichtig und am Ende entscheidend.“ Was soll man dazu noch sagen? Der Schweini kann ja auch nix dafür, dass er zum Analysieren so geeignet ist wie ein Kaktus zum Jodeln. Note 4
– Béla Réthy: Trat mit Gerd-Schröder-artiger Haartönung an und gestaltete auch seinen Kommentar hübsch farbig. Lieferte herrliche Réthyismen: „Franco Foda. Vater stammt aus Venedig. Italienisch spricht er nicht mehr. Also Franco Foda.“ Der ZDF-Fußballdenker bewarb sich um ein Gratis-Abo der ZEIT, indem er unentwegt Giovanni di Lorenzo erwähnte. Zur Halbzeit erfand Béla seinen eigenen originellen Spielstand: „Aber dennoch: Es steht eins zu null. Null zu null!“ Aber dennoch: Er ist der Leuchtturm inmitten von Schreihälsen. Note 2
– ORF: Bist du deppert?! Sei loco? Ösi-Kommentator Thomas König feierte und zeterte und ächzte und schnaufte, dass es eine Pracht war. „Der stirbt schon wieder den Operntod“, zürnte König über den fallsüchtigen ZEIT-Chef und seine „billigen italienischen Plumpser“. Langzeit-Analyst Herbie Prohaska übersetzte am Ende den italienischen Trainer Mancini simultan. Man hat zwar nix verstanden außer „Superperfetto“ und „Auguri“. Aber es war ein mordsmäßiges Spettacolo mit dem Alpen-Schweinsteiger, mit dem Schweinschneckerl. Note 1