Gnabry fordert Rückhalt für Sané

von Redaktion

FCB-Stürmer bekommt nach Fan-Pfiffen und Kritik die Unterstützung vom Teamkollegen

VON PHILIPP KESSLER UND MANUEL BONKE

München – Spätestens beim schwachen 2:2 der Nationalmannschaft gegen Ungarn wurde Leroy Sané (25) für viele Beobachter zum Buhmann. Der Bayern-Star war kämpferisch zwar einer der besten Deutschen. Offensiv konnte er allerdings nicht glänzen. Bei der bisherigen Spielweise der Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw (61) ist dies aber auch schwierig, wie man beim Rest der Angreifer erkennen kann.

Dennoch steht offenbar nur Sané öffentlich in der Kritik. Ex-Fußballer attackieren ihn in den Medien. „Er hat gespielt wie ein Gag. Was soll ich dazu sagen? Das ist ja nichts“, so die vernichtende Einschätzung von Mehmet Scholl (50) bei Bild TV. Selbst die eigenen Fans in der Münchner Arena pfiffen Sané nach einer misslungenen Flanke in der Schlussphase gegen Ungarn aus. „Da verstehe ich diese Doppelmoral manchmal nicht“, betonte Gladbach-Profi Christoph Kramer (30) am Samstag im ZDF.

Einerseits wäre es für die Fans das Wichtigste, wenn ein Spieler alles gebe. „Und dann, wenn er alles gibt, aber nicht alles klappt, wird er ausgepfiffen. Das finde ich nicht gut“, so Kramer. Vor dem Achtelfinale am Dienstag (18 Uhr, ARD und Magenta TV) im Wembley-Stadion gegen England springt auch Serge Gnabry (25) seinem Kumpel Sané zur Seite. „Pfiffe können wir nie gebrauchen. Ich persönlich kann nicht verstehen, warum gepfiffen wird. Es wäre viel schöner, wenn da Unterstützung kommen würde“, betonte der Angreifer am Wochenende im Basecamp der deutschen Nationalmannschaft in Herzogenaurach. „Ich bin mir sicher, dass Leroy alles gibt. Sobald eine gute Aktion da ist, die zu einem Tor führt, ist es wieder anders.“

Damit der Knoten endlich platzt, schob Sané am Samstag sogar eine Sonderschicht ein. Nach dem Mannschaftstraining arbeitete er noch rund 20 Minuten an seinem Tor-Abschluss. Ersatzkeeper Bernd Leno (29) stand dabei im Kasten, Manuel Neuer (35) assistierte seinem Bayern-Kollegen mit Vorlagen. „Wir helfen ihm, er gibt im Training Gas. Er hat ja auch gegen Ungarn Gas gegeben, viel defensiv gemacht. Das war ein gutes Zeichen, darauf muss er aufbauen“, sagte Gnabry. „Bei dem Talent und der Spielstärke, die Leroy hat, wird sich das immer durchsetzen. Natürlich lief es bisher noch nicht so rund für ihn beim Turnier. Aber genauso für ein paar andere.“

Das stimmt. Auch Gnabry konnte während der EM noch nicht gänzlich überzeugen. Von öffentlicher Kritik blieb er bislang aber weitestgehend verschont. Auch sein Stammplatz im Sturm wurde noch nicht infrage gestellt. Was die meisten Sané-Kritiker stört: die Körpersprache des begnadeten Fußballers. Auf dem Platz wirkt er oft lethargisch, beim Training wird ihm auch Teilnahmslosigkeit vorgeworfen. Auch wenn dies nach außen so wirken kann, ist das nicht der Fall. Das weiß auch Löw, der Sané zuletzt lobte: „Dass er Weltklasse-Qualitäten hat, weiß man. Er hat sich auch in der Rückwärtsbewegung verbessert. Seine Trainingsleistungen waren gut. Die Einstellung bringt er mit.“

Trotz seines Einsatzes wird Sané gegen England wohl wieder erst mal auf der Bank Platz nehmen. Thomas Müller (31) ist nach seiner Kapselverletzung im rechten Knie nämlich wieder bereit für die Startelf.

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