Massenstürze, Spektakel und Van der Poel

von Redaktion

TOUR DE FRANCE Zuschauerin bringt Peloton zu Fall – Alaphilippe muss Gelb gleich wieder abgeben

Mur-de-Bretagne – Ein törichter Fan-Gruß mit blutigen Folgen, ein souveräner Top-Favorit Tadej Pogacar und das Gelbe Trikot auf den Schultern des Erben eines französischen Rad-Idols: Die 108. Tour de France bot schon am Auftaktwochenende Spektakel, Dramen – und jede Menge Zündstoff.

Auch der Kampf um den Gesamtsieg entbrannte sofort. Im Ziel der 183,5 km langen zweiten Etappe zur berüchtigten Mur-de-Bretagne lieferten sich Titelverteidiger Pogacar und seine Herausforderer um den slowenischen Landsmann Primoz Roglic am Sonntag den ersten Schlagabtausch – jubeln durfte am Ende aber Mathieu van der Poel.

Der niederländische Debütant vom Team Alpecin-Fenix, Enkel der verstorbenen Tour-Legende Raymond Poulidor, stürmte mit seinem ersten Etappensieg bei der Frankreich-Rundfahrt ins Maillot jaune – ein Erfolg, den sein Großvater trotz aller Beliebtheit nie erreichte.

Van der Poel hatte im Ziel sechs Sekunden Vorsprung auf das slowenische Duo Pogacar (UAE Team Emirates) und Roglic (Jumbo-Visma). Emanuel Buchmann (Ravensburg/Bora-hansgrohe) erreichte das Ziel als bester Deutscher auf Rang 22. Sein Bora-Teamkollege Wilco Kelderman (Niederlande) wurde Tagesvierter und liegt im Gesamtklassement auf Rang 5.

Erster Gratulant van der Poels war Julian Alaphilippe. Frankreichs Publikumsliebling war am Samstag beim Tour-Auftakt in Landerneau ins Maillot jaune gestürmt, musste Gelb aber schon nach einem Tag wieder abgeben.

Alaphlippes großer Triumph war tags zuvor angesichts des brutalsten Tour-Starts der jüngeren Vergangenheit in den Hintergrund geraten. Schürfwunden, Prellungen, Knochenbrüche – zwei schwere Massenstürze überschatteten den Grand Depart in der Bretagne.

War der zweite noch als Rennunfall zu verbuchen, war der erste dem Leichtsinn eines weiblichen Fans zuzuschreiben. Rund 45 Kilometer vor dem Ziel war eine junge Frau mit dem Rücken zum heranrasenden Feld auf die Straße getreten. In den Händen trug sie ein Schild mit der Aufschrift „Allez Omi-Opi“ und hielt dieses in die Motorrad-Kamera. Der deutsche Profi Tony Martin prallte aus voller Fahrt in das Plakat, was einen Massensturz auslöste. Mindestens 30 Fahrer kamen zu Fall, ein Dutzend zog sich Verletzungen zu. Die Organisatoren der Tour der France gehen juristisch gegen die Zuschauerin vor. Vor allem sollen damit ein Exempel statuiert, die Fans sensibilisiert, Nachahmer abgeschreckt werden.

Die verregnete zweite Etappe in der Bretagne nahmen zahlreiche Fahrer sichtbar lädiert in Angriff. Sturzopfer wie Martin trugen Bandagen an den diversen Schürfwunden, auch der viermalige Tour-Sieger Chris Froome musste angeschlagen auf die Zähne beißen. Nicht mehr dabei war der gestürzte Freiburger DSM-Profi Jasha Sütterlin.

Die Entscheidung fiel gestern im „L’Alpe d’Huez der Bretagne“, das gleich zwei Mal erklommen werden musste. Klassiker-Jäger van der Poel, Pogacar und Roglic sicherten sich bei der ersten Überquerung Bonussekunden. Im Finale schlug dann erneut die Stunde von van der Poel, seiner Attacke konnte niemand folgen.

Die heutige dritte Etappe von Lorient nach Pontivy (182,7 km) wird höchstwahrscheinlich in einem Massensprint entschieden.  ak

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