Spielberg – Mit überschäumender Freude rannte Titeljäger Max Verstappen nach dem Start-Ziel-Sieg beim Red-Bull-Heimspiel in die Jubeltraube seiner Mechaniker an der Boxenmauer. Dank seiner Galafahrt in Spielberg am Sonntag fährt der Niederländer dem machtlosen Lewis Hamilton in der Formel-1-WM immer mehr davon, sein WM-Vorsprung vor dem Mercedes-Rivalen wuchs auf 18 Punkte. „Das Auto war eine Rakete heute“, schwärmte Verstappen. Für Red Bull war es beim ersten von zwei Heimrennen binnen einer Woche der vierte Sieg in Serie, drei davon durch Verstappen.
Hamilton musste sich mit Rang zwei begnügen, Dritter wurde sein finnischer Teamkollege Valtteri Bottas. „Es ist unmöglich mitzuhalten“, bekannte Hamilton. Eine Wiederholung droht schon am nächsten Sonntag an gleicher Stelle. „Ich freue mich drauf und bin sicher, dass wir dann wieder einen guten Job machen können“, sagte Verstappen.
Nicht in die Punkte schaffte es diesmal Sebastian Vettel, nachdem er zuletzt noch dreimal nacheinander Zähler verbucht hatte. Der Aston-Martin-Pilot konnte auch das Pech einiger Konkurrenten nicht entscheidend nutzen und kam als Zwölfter ins Ziel. Neuling Mick Schumacher blieb zwar nicht fehlerlos, gewann aber erneut das Haas-Stallduell gegen Nikita Masepin und holte sich Platz 16.
Ins Red-Bull-Heimrennen in der Steiermark hatte Verstappen viel Schwung mitgenommen, nachdem er in der Vorwoche mit brillanter Taktik Hamilton noch kurz vor Schluss den Frankreich-Sieg entrissen hatte. Auch im malerischen Murtal zeigte er seine starke Form. Souverän holte er sich die Pole Position, auch am Start ließ er seinem Titelkonkurrenten keine Chance. Schnell baute der 23-Jährige ein sicheres Polster zu Hamilton auf. Die aerodynamischen Vorteile des aktuellen Red-Bull-Modells im Vergleich zum jahrelang überlegenen Silberpfeil wurden erneut deutlich.
Größte Verlierer des Starts waren der Franzose Pierre Gasly und der Monegasse Charles Leclerc. Mit großen Hoffnungen von Platz sechs losgefahren, geriet Gasly mit seinem Alpha Tauri in ein Scharmützel mit Leclerc. Die Folge: Gaslys linker Hinterreifen platzte, Leclerc beschädigte sich den Frontflügel seines Ferrari. Während Gasly nach einer weiteren Kollision im Hinterfeld aufgeben musste, jagte Leclerc nach einem frühen Stopp dem Feld hinterher und schaffte es sogar noch auf Platz sieben.
Die 15 000 zugelassenen Zuschauer, unter ihnen Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz, sahen vor allem ein taktisches Rennen, in dem viel auf die Boxenstopps ankam. Auch hier zeigte Verstappens Red-Bull-Crew erneut ihre Stärke. Nur 2,0 Sekunden benötigten die Mechaniker für den Reifenwechsel und waren damit sogar noch 0,2 Sekunden schneller als Hamiltons Team. Der siebenmalige Weltmeister hatte sich zuvor schon ein kleines Malheur geleistet, als er in Kurve vier kurz neben die Strecke geraten war.
So strebte Verstappen auch mit gut vier Sekunden Vorsprung in die zweite Rennhälfte – und seinem dritten Spielberg-Sieg entgegen. Hamilton funkte ratlos: „Ich kann diesen Abstand nicht aufholen. Was soll ich machen?“ Doch darauf wussten auch die Mercedes-Strategen keine Antwort. sid