Von Panzern und Jagdflugzeugen

von Redaktion

Wenn Deutschland auf England trifft, geht es immer hoch her – die Boulevardblätter heizen an

London – Ziemlich beste Feinde! Das Duell Deutschland gegen England ist traditionell weitaus mehr als ein sportlicher Vergleich zweier großer Fußballnationen. Die Rivalität entwickelte sich ursprünglich vor allem durch die Gegnerschaft in beiden Weltkriegen, heute wird sie immer dann wieder hervorgeholt, wenn es auf dem Fußballplatz zur Sache geht. Dementsprechend kriegerisch sind dann das Vokabular und die Aktionen der Boulevardpresse im Vorfeld des Klassikers.

Die aktuellen Schlagzeilen aus England – etwa „Herr we go again“ (zu deutsch: „Es geht wieder los“) oder „Her mit den Deutschen“ – sind aber vom Typ Kleinkaliber, wenn man zurückblickt. Piers Morgan, einst berüchtigter Chefredakteur des „Daily Mirror“, erzählte dem Magazin „Fourfourtwo“ von den Plänen vor dem EM-Halbfinale 1996. „Als wir ‚Achtung! Surrender’ („Achtung, gebt auf“) titelten, erklärten wir Deutschland den Fußballkrieg und hatten einen Panzer besorgt, der in die Berliner Redaktionsräume der „Bild“ rollen sollte“, sagte Morgan.

Und es gab noch verrücktere Pläne der englischen Boulevard-Zeitung. „Außerdem hatten wir ein Spitfire-Jagdflugzeug besorgt, das unsere Titelseite über dem Trainingsplatz der Deutschen abwerfen sollte. Wir hatten allerdings schon vor neun Uhr morgens über tausend Beschwerden. Und wir begriffen, dass das keine so gute Idee war.“ Auch die Panzer-Idee wurde letztlich verworfen.

Damit nicht genug. Vor dem WM-Qualifikationsspiel der Engländer in München im Jahr 2001 (Endstand 1:5 aus deutscher Sicht) wurden die Three Lions von Krakeelern in ihrer Nachtruhe gestört. Der englische Boulevard reagierte empört, schickte nachts um vier einen Doppeldeckerbus mit offenem Verdeck zum DFB-Quartier am Starnberger See. Obendrauf hockte eine Vier-Mann-Kapelle und machte ordentlich Täterätätä.

Und dieses Mal? Halten sich die gegenseitigen Sticheleien in Grenzen. Größtes Ärgernis aus deutscher Sicht ist, dass die deutsche Nationalmannschaft ihr Abschlusstraining vor dem Achtelfinale nicht in Wembley durchführen darf. Die UEFA untersagte dies, um den Rasen zu schonen. Neben drei Vorrundenspielen hatte auch das Achtelfinalspiel zwischen Italien und Österreich in Wembley stattgefunden. „Das ist ein Wermutstropfen, weil es eine besondere Turnierphase und ein besonderes Stadion ist“, meinte DFB-Sprecher Jens Grittner zum Trainingsverbot in Wembley.  mm

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