Eichenried – Am Ende saßen sie in einem Kreis zusammen in dem kleinen Biergarten in Eichenried: Familie und Freunde, sicher an die 15. Sie tauschten sich aus, waren stolz auf ihren Matthias. Hinten auf der großen Videoleinwand liefen die Höhepunkte der 32. BMW International Open. Mag sein, dass Matthias Schmid auch vorkam. Er registrierte es nicht, saß mit dem Rücken zum Bildschirm. Nach vier Tagen Golf mitten im Profifeld war er froh, durch zu sein.
Seine Angehörigen hatten jeden Schlag verfolgt, waren immer da. Der Onkel feierte gar jedes von Schmids Birdies mit einem Schnapserl. 17 waren’s in dieser Woche in München. Eine Woche, die für den Amateur aus Maxhütte-Haidhof in der Oberpfalz zu einer Art Ritterschlag wurde.
Die Erkenntnis danach: Offenbar hat er das Zeug dazu, in diesem Geschäft richtig mitzumischen. Offenbar ist die Zeit reif für den Sprung ins Profilager. „Natürlich war das eine tolle Woche“, sagt der 23-Jährige. Große Gefühlsausbrüche sind von ihm nicht zu erwarten. Dafür ist er nicht der Typ. Entspannt geht er die Sache Golf an. Aber enorm zielstrebig. Das hebt Bundestrainer Uli Eckhardt hervor. „Er hat eine beeindruckende Ruhe und macht immer weiter“, betont er. „Die Gabe muss ein Leistungssportler haben, gerade im Golf, wo du permanent mit Nackenschlägen konfrontiert wirst.“
Eckhardt singt eine Lobeshymne auf den jungen Mann, der in seiner kurzen Karriere bereits Großes geleistet hat. Nicht nur in der vergangenen Woche in München, als er die Fachwelt mit seinem 14. Rang verblüffte. Schmid hat zweimal EM-Gold im Einzel gewonnen, seinen Titel gar verteidigt. Ist bislang nur dem Engländer Ashley Chesters gelungen. Der ist nun ebenfalls Profi auf der European Tour. Dazu kommen ein Sieg bei der Team-EM, zwei Starts bei Major-Turnieren im Profilager. Eine außergewöhnliche Bilanz für einen deutschen Amateur-Golfer. „Er wird es packen, da bin ich mir sicher. Er wird auch schon sehr bald da oben ankommen“, orakelt der Bundestrainer.
Der 54-Jährige verfolgt seinen Schützling aus dem Nationalkader nicht erst seit gestern. „Ich habe Matthias schon als Achtjährigen trainiert, damals noch im bayerischen Stützpunkt in der Oberpfalz.“ Seither ging es nur nach oben. Mit 19 entschied er sich fürs Studium in den USA – per Golf-Stipendium in Louisville/Kentucky. „Dort hat er unheimlich viel Erfahrung gesammelt und sich super entwickelt.“ Als er jeden Sommer in die Heimat zurückkehrte, staunten die Coaches nicht schlecht über die Fortschritte.
Nun ist Schmid fertig. Bereit für den nächsten Schritt. Die British Open soll und will er noch als Amateur bestreiten. Als Europameister ist er dort gesetzt. Zuvor geht es mit dem Team Germany um die Titelverteidigung bei der kontinentalen Mannschaftsmeisterschaft. Seine letzten Turniere als Golfer, der kein Geld verdienen darf. Davor steht eine Woche Pause an. „Ich hab’ jetzt viel gespielt, muss auch mal ein bisschen chillen.“
Was ab August kommt, wenn der Amateur-Status wegfällt, das lässt er auf sich zukommen. „Ehrlich gesagt hab’ ich mir da noch keine so großen Gedanken gemacht, wie das genau abläuft“, räumt Schmid ein. „Das wird mir dann schon jemand sagen.“ Womöglich geht es zurück in die USA. Dort gibt es die zweitklassige Korn Ferry Tour, für die man sich als junger Profi qualifizieren kann.
Schmid bleibt gewohnt locker. „Es steht ja alles noch ein bisschen in den Sternen.“ Nur für die Familie wird’s schwieriger, dem jungen Mann zu folgen. Dann wird’s wohl auf den Fernseher oder aufs Internet hinauslaufen.
CHRISTIAN FELLNER