Kleine Reise zurück: Als der DFB Anfang 2014 bekannt gab, dass er in Brasilien der Erstbezieher eines Quartiers namens Campo Bahia sein werde, kamen sofort Gerüchte auf: Oliver Bierhoff und einige Nationalspieler hätten Anteile an dem Ferienressort erworben, ihr Aufenthalt würde eine gigantische Werbekampagne in eigener Sache und letztlich für den eigenen Geldbeutel sein.
Heute würde man sagen: Das war eine ziemliche Verschwörungstheorie. Das Campo, das der Münchner Unternehmer Christian Hirmer erbaute und über mehrere Ecken dem DFB zur Miete anbot, ist alles andere als ein wirtschaftlicher Erfolg geworden. Die Auslastung lag zeitweise bei nur zehn Prozent. Dass nach der WM kein Nationalspieler und kein Oliver Bierhoff dafür warb, war das klarste Indiz: Sie hatten doch nichts damit zu tun.
Und mit dem 2021er-Homeground sowieso nicht. Hier ist die Parallele, dass das Quartier ein fränkisches Campo Bahia, nur ohne Palmen und Meer, sein sollte, in den ersten Planungen trug es den Namen „Riptide“ (Springflut), spaßeshalber sagte man auch „Campo Herzo“. Hausherr Adidas hatte alles zeitlich so hingedrechselt, dass die Nationalmannschaft Erstbewohner der Bungalow-Landschaft wurde – fertig war ja alles schon nahezu ein Jahr früher, als es gebraucht wurde.
Die Nachnutzung? Der „Homeground“ wird nicht öffentlich buchbar, sondern vorgehalten für Sportteams oder Geschäftskunden von Adidas. Übernachten, wo Mats Hummels in der Hängematte lag, Jo Kimmich Gitarre übte, Manuel Neuer Teqball spielte und Peter Maffay Hallo sagte.
Der „Homeground“: Campo Bahia ohne Meer, Palmen und Titel. Ein „lost place“, ein bald vergessener Ort. GÜNTER KLEIN