Laval – Tadej Pogacar konnte sich nach seinem Coup von Laval das schelmische Grinsen nicht verkneifen. „Das Ziel war es, keine Zeit zu verlieren“, sagte der Titelverteidiger am Mittwoch nach seinem Sieg im ersten Zeitfahren der 108. Tour de France und musste laut lachen: „Am Ende habe ich Zeit gewonnen und bin sehr glücklich. Vielleicht ist es gut, dass ich das Gelbe Trikot noch nicht trage, aber bald will ich es haben.“ Noch sitzt das berühmte Maillot Jaune auf den Schultern des Niederländers Mathieu van der Poel, doch ein Wechsel scheint nach Pogacars starkem Auftritt nur eine Frage der Zeit.
„Es war ein richtig guter Tag für mich. Ich habe keine Fehler gemacht und es waren perfekte Bedingungen“, sagte der 22-Jährige nach seinem Sieg vor dem Schweizer Europameister Stefan Küng und umarmte van der Poel im Zielraum. „Mathieu steht das Trikot doch auch ganz gut.“ Van der Poel schwärmte davon, den „besten Tag auf dem Rad in diesem Jahr“ gehabt zu haben. Acht Sekunden trennen Pogacar noch vom ersten Platz, doch viel mehr wird den Slowenen der Abstand zu den Widersachern im Kampf um den Gesamtsieg interessieren.
Der Vorjahreszweite Primoz Roglic, gezeichnet von einem schweren Sturz, liegt schon 1:40 Minuten zurück und muss in den Bergen attackieren. „Mir hat ein wenig Power gefehlt. Ich habe alles aus mir herausgequetscht“, sagte Roglic. Der Slowene ist Zehnter der Gesamtwertung, knapp hinter dem im Zeitfahren überraschend soliden Richard Carapaz aus Ecuador.
Eine herbe Schlappe kassierte das deutsche Team Bora-hansgrohe. Kapitän Wilco Kelderman erwischte einen schwachen Tag, verlor 1:49 Minuten auf Pogacar und rutschte in der Gesamtwertung auf Platz 13 ab. Bora-Joker Emanuel Buchmann verlor 2:29 Minuten auf Pogacar, blieb dabei im Rahmen der Erwartungen. „Ich bin soweit zufrieden. Ich wollte nicht zu viel Zeit verlieren, das ist mir gelungen“, sagte der Ravensburger. Buchmanns Zeit wird ab Samstag in den Bergen kommen.
Dort wird Tony Martin wieder ganz im Dienst von Roglic stehen, um seinen Kapitän beim Kampf um Gelb zu unterstützen. Deshalb gönnte sich der viermalige Zeitfahrweltmeister in der hügeligen Landschaft östlich von Rennes einen ruhigen Tag.
„Ich habe in den letzten beiden Tagen gemerkt, dass es mir nicht zu 100 Prozent gut geht. Die Stürze haben viel Energie gezogen“, erklärte Martin. Er habe vorgezogen, einen „halben Ruhetag einzulegen, damit die Wunden eine Chance haben zu heilen und mich auch mental zu nullen“. Bester Deutscher wurde indes Max Walscheid auf Platz 28. dpa