Trinchieri will Bayern in Europas Spitze führen

von Redaktion

Verbleib des Trainers bei den Münchner Basketballern „das Natürlichste“ – Bleibt auch Baldwin?

VON PATRICK REICHELT

München – Vor wenigen Tagen hat Andrea Trinchieri noch eine letzte Dienstreise der alten Saison zu absolvieren gehabt. In Barcelona hatten sich die Trainer der Euroleague-Clubs noch ein letztes Mal zusammengefunden. Wobei Trinchieri gar nicht mehr so gerne über den zurückliegenden Siegeszug mit seinem FC Bayern reden wollte. „Das Problem ist“, so sagte er, „wir fangen wieder bei null Siegen an. Ich muss das alles schnell vergessen.“

Dass er den neuen Versuch nun wagen wird, ist ja seit Kurzem offiziell. Der 52-Jährige hat seinen Vertrag beim FC Bayern um zwei Jahre verlängert. Eine Entscheidung, für die er nicht lange nachdenken musste, wie er am Mittwoch betonte. „Es war das Natürlichste, das zu tun.“

Ok, das hatte vor einigen Wochen noch anders geklungen. Im offiziellen Podcast der Bayern hatte der Italiener seinerzeit erklärt, er erwarte vor seinem Verbleib eine Entschuldigung der Bundesliga für so manch ungerechtfertigte Behandlung in den letzten Monaten. „Sie ist nicht gekommen und ich glaube auch nicht, dass sie kommen wird“, sagte er nun.

Aber das kann er, mit etwas Abstand, ja auch akzeptieren. Was zählt ist der Job, den es bei den Bayern noch zu erledigen gibt. Nach dem Ende der Euroleague-Hauptrunde hatte es in der Sache eine Zusammenkunft unter anderen mit Trinchieri und Bayern-Präsident Herbert Hainer gegeben. Der Clubchef hatte dabei die Vision bekräftigt, schon bald dauerhaft in die Spitze Europas vorzudringen – und damit natürlich offene Türen beim ehrgeizigen Trainer eingerannt, den nicht zuletzt auch Sportchef Daniele Baiesi als Schlüsselfigur des Erfolges sieht. „Andere Trainer hätten mit dieser Mannschaft vielleicht drei Siege geholt, er 23“, sagte er.

Der nächste Schritt soll nun folgen, mit angepasstem Personal. Ohne Jalen Reynolds, das ist klar. Den US-Center zieht es per Ausstiegsklausel zu Maccabi Tel Aviv – offiziell gezogen hat er sie freilich noch nicht. Anders schaut es bei Wade Baldwin aus, der Spielmacher würde gerne weiter in München spielen. Verhandlungen laufen. Wobei gerade Baiesi das komplizierte Verhältnis zwischen dem US-Boy und den Unparteiischen im Endspurt der BBL sauer aufstieß. „In zwölf Spielen hat er zwölf Technische Fouls bekommen, zweimal musste er raus“, sagte der Sportchef, „natürlich muss man sich Gedanken machen, wie diese Situation zu verbessern ist.“

Klar ist generell: Trinchieri will einen Kader, der ihm Rotation ohne den ganz großen Qualitätsverlust erlaubt. „Zwei Teams im Team“, wie er es nannte. Vor allem im Bereich der Spieler mit deutschem Pass werden sich die Bayern dafür wohl breiter aufstellen. „Logischer“, wie Baiesi betonte.

Natürlich hat das Ganze auch eine wirtschaftliche Seite. Noch setzt die Pandemie den Plänen eine Grenze. Ob man zur neuen Saison mit Zuschauern kalkulieren kann, ist derzeit noch völlig offen. „Wir sind jeden erdenklichen Fall gerüstet“, sagte Geschäftsführer Marko Pesic, der aber längst über die kommende Saison hinaus denkt. Er will so schnell wie möglich die Schallmauer von 30 Millionen Euro Umsatz erreichen (2019/20 24 Millionen), vielleicht bis 2023/24, wenn man wohl erstmals voll mit dem SAP Garden planen kann: „Wenn wir das schaffen, dann haben wir gute Chancen, dauerhaft oben mitzuspielen.“

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