TV-KRITIK
Welcome to our Fernsehkritik! Velkommen til vores TV-Kritiksen! Unter dem bewährten Gary-Lineker-Motto „Fußball ist ein Spiel, bei dem 22 Spieler hinter einem Ball herjagen, und Deutschland spielt nicht mehr mit“ hat das Zweite logischerweise gestern Abend das zweite EM-Halbfinale zwischen England und Dänemark übertragen. Denn das erste Halbfinale lief ja schon im Ersten. Catherine Miller-Highstone (unter diesem Namen ist sie in England weltbekannt) hat moderiert. Béla Réthy und Sandro Wagner haben ihr Erfolgsmodell des betreuten Kommentierens dagegen bedauerlicherweise nicht fortgesetzt. Wir schildern die nicht übertrieben dramatischen Ereignisse im Wembley- Stadion.
MPH: Die middlefränggische Gefühls-Moderateuse Katrin Müller-Hohenstein ist ja bei uns unter ihrem Kürzel KMH populär. Entsprechend kennen sie die Engländer als MPH (Miles per hour). Die Cathy verriet, dass Dänemark alles in allem doch eher putzig ist: „Es ist ein kleines Land mit sechs Millionen Einwohnern. Zum Vergleich: London hat neun Millionen Einwohner.“ Und sie mahnte völlig zurecht als Karla Lauterbach: „Die Pandemie ist noch nicht vorbei.“ Ihre schönste Enthüllung des Abends: „Es gibt Dänen, die würden für dieses Spiel nach England schwimmen.“ Sie blieb ihrem jahrzehntelangen Erfolgsrezept treu, viel zu reden, aber im Endeffekt wenig Konkretes zu sagen. Beim Studiopublikum in Mainz erkundigte sie sich: „Wollen Sie Verlängerung? Wollen Sie Elfmeterschießen?“ Maoam, Maoam! Die Experten: Gladbach-Erklärer Christoph Kramer feiert erst am Sonntag beim Finale sein glorreiches Comeback. Deshalb musste gestern Hobby-Engländer Per Mertesacker („The Big Friendly German“) das Analysieren gemeinsam mit dem Original-Dänen Bjarne Goldbæk übernehmen. Eistonnen-Per hoffte auf das „Finale dahome“ für seine Beinahe-Landsleute: „Ich habe meinen Mitarbeitern in der Arsenal-Akademie versprochen, dass ich, nachdem Deutschland gegen England verloren hat, doch bitteschön für England bin.“ Dass die Engländer vor dem Spiel mit regenbogenfarbigen Einhörnern geplanscht haben, war dem bodenständigen Mertesacker eher suspekt, war es nicht?
Béla Réthy: Jammerschade, dass sich Unterhaching-Trainer Sandro Wagner pandemiebedingt leider nicht nach London durchschlagen konnte, nicht einmal schwimmend, getarnt als Däne. Er und Béla Réthy haben ja zuletzt das betreute Kommentieren salonfähig gemacht. Béla kennt Gott und die Welt und hat prächtige Schoten auf Lager: „Sehr unkonventioneller Haufen da bei diesem Freistoß von Dänemark, und jetzt löst er sich auf. Kein Klumpen mehr, sondern eine englische Mauer.“ Dafür hat er allerdings massive Probleme, Spieler nicht durcheinander zu bringen. Schon mit Arjen Ribéry und Franck Robben tat er sich einst schwer, genau wie mit den kaum unterscheidbaren David Davies und Phonzie Alaba. Exakt dafür saß zuletzt Sandro Wagner an seiner Seite, der das Unterscheiden der Spieler für ihn übernommen hat. Wir würden vorschlagen: Deutscher Fernsehpreis für die beiden! Gestern ohne Betreu-Sandro lief’s nicht ganz so ideal für Réthy, der immer Elton-John-artiger daherkommt. Er fabulierte über „Geress Sausgeht“ und den „Hoibjä“. Egal, erstmal galt für die Dänen: „Fodbold kommer hjem!“ JÖRG HEINRICH