Champion im Hof des Feindes

von Redaktion

Copa-Sieg in und gegen Brasilien – Messi feiert seinen ersten großen Titel im Nationaltrikot

Rio de Janeiro – Der lang ersehnte Erfolg mit dem Nationalteam rührte Lionel Messi zu Tränen. Sichtlich ergriffen kniete der argentinische Superstar nach dem 1:0 (1:0) im Finale der Copa América über Brasilien auf dem Rasen des Maracanã-Stadions und bedeckte sein Gesicht mit den Händen. Wenig später ließen ihn seine Mitspieler auf ihren Schultern hochleben. „Was für ein schöner Wahnsinn. Das ist unglaublich“, kommentierte der 34-Jährige den ersten Gewinn einer bedeutenden Trophäe im Nationaltrikot. „Ich glaube, dass sich Gott diesen Erfolg für mich aufgehoben hat – in einem Finale gegen die Brasilianer in ihrem Land.“

Dank des Siegtreffers von Ángel Di María (Paris Saint-Germain) in der 21. Minute ging für Messi ein Traum in Erfüllung. Nach zuvor vier verlorenen Endspielen gab es endlich Grund zum Jubeln. Wie von Lasten befreit umarmte der Weltklassestürmer Teamkollegen und Trainer Lionel Scaloni. Die wenigen argentinischen Fans auf den Rängen bedachte er mit Handküssen. „Ich war früher traurig. Aber ich wusste, dass es irgendwann passieren würde“, sagte Messi. „Ich hatte noch keinen glücklicheren Moment als diesen.“

„Champion im Hof des Feindes“, kommentierte die Zeitung „La Nación“ und feierte Messi: „Es ist passiert. Er weint, ist ungläubig und bewegt. Er fliegt durch den Himmel von Rio, angetrieben von seinen Mannschaftskameraden, die seit frühester Kindheit um die Niederlagen ihrer Mannschaft geweint haben müssen.“ Nicht minder pathetisch formulierte es „Olé“: „Dieses Gesicht sagte alles. Jenseits der Schutzmaske war das Glück tausende Kilometer weit zu sehen. Die Freude Lionel Messis ist die Freude von Millionen von Argentiniern.“

Nachdem er die Copa-América-Trophäe in Empfang genommen hatte, telefonierte Messi noch auf dem Platz mit seiner Familie. Dabei hielt er die goldene Medaille in die Kamera und rief: „Ich habe gewonnen, ich habe gewonnen.“ Die letzte Lücke in der imposanten Karriere des sechsmaligen Weltfußballers ist damit geschlossen. Denn bei aller Genialität war ihm ein historischer Sieg mit der Albiceleste bisher verwehrt geblieben. Olympia-Gold 2008 in Peking und der Gewinn der U 20-WM 2005 – mehr war da nicht. Nichts, das seinen Ansprüchen gerecht wurde. Vor lauter Frust trat Messi 2016 aus dem Nationalteam zurück, kehrte aber schon bald zurück.

Der Sieg über Brasilien beendete Argentiniens 28 Jahre währende Durststrecke seit dem Copa-Gewinn von 1993. Dazu trug Messi mit vier Toren und fünf Assists maßgeblich bei. Zusammen mit Brasilien-Star Neymar wurde er zu den Topspielern der Südamerika-Meisterschaft gewählt. In jeder Partie hätten sie ihre herausragenden Fähigkeiten unter Beweis gestellt, teilte eine Expertenkommission des südamerikanischen Fußballverbandes Conmebol mit. „Es ist unmöglich, nur einen besten Spieler zu küren, denn dieses Turnier hat zwei beste Spieler“, hieß es..

Ähnlich euphorisch wie Messi feierte Siegtorschütze Di Maria den Triumph über den Erzrivalen. „Wir haben so sehr davon geträumt, das zu erreichen“, sagte der Angreifer. Im Rausch des Sieges nahm der 33-Jährige den nächsten Coup ins Visier – und verschwendete keinen Gedanken an einen Rückzug aus der Nationalelf: „Das reicht, um hier weiterzumachen. Die Weltmeisterschaft steht kurz bevor. Das ist ein großer Schub“, sagte er mit Blick auf die WM Ende 2022 in Katar.  dpa

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